top of page

Schwarzenberger, geborene Weisner

geboren am 27. Mai 1879 in Kassel, Hessen, Deutschland
ermordet am 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor

Familie

Ehemann: Dr. med. Benjamin Beni Schwarzenberger Geboren am 9. Januar 1870 in Neckarbischofsheim, Baden-Württemberg, Deutschland Selbstmord am 12. April 1933 in Kassel, Hessen, Deutschland Sohn: Heinrich Schwarzenberger geboren am 7. Mai 1901 in Heilbronn, Baden-Württemberg, Deutschland verstorben am März 1968 in New York, USA Schwiegertochter:Claire Manosch, geschiedene Schwarzenberger geboren am 25. August 1906 in Bielefeld, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 10. September 1943 in Auschwitz - Birkenau Enkeltochter: Hannelore Beatrice Schwarzenberger geboren am 19. Juli 1927 in Kassel, Hessen, Deutschland ermordet am 10. September 1943 in Auschwitz - Birkenau Enkeltochter: Inge Schwarzenberger geboren am 29. November 1929 in Kassel, Hessen, Deutschland ermordet am 30. November 1943 in Auschwitz - Birkenau Vater: Gerson Weisner geboren am 13. Oktober 1849 in Kassel gestorben am 4. Mai 1905 in Kassel, Hessen, Deutschland Mutter: Caroline Lina Weisner, geb. Fränkel geboren am 14. Oktober 1848 in Kassel, Hessen Deutschland gestorben am 3. September 1939 in Kassel, Hessen, Deutschland Bruder: Moritz Weisner geboren am 25. Dezember 1882 in Kassel, Hessen, Deutschland verstorben am 21. Juni 1970 in San Leandro, Kalifornien, USA

Lebensdaten

1879 Geburt in Kassel 1882 Geburt ihres Bruders Max ? Besuch der Schule 1899 Heirat mit Dr. Benjamin Schwarzenberger 1901 Geburt des Sohnes Heinrich 1905 Tod des Vaters 1909 Umzug nach Kassel 1926 Heirat des Sohnes mit Claire Moritz 1927 Geburt der Enkelin Hannelore Beatrice 1929 Geburt der Enkelin Inge 1933 Selbstmord des Ehemannes Dr. Benjamin Schwarzenberger 1933 Flucht der Familie des Sohnes über Bielefeld in die Niederlande 1933 Umzug ihrer Mutter zu ihr 1934 Scheidung der Ehe des Sohnes 1934 Enkelkinder leben bei ihr 1937 Flucht des Bruders in die USA 1938 Flucht der Enkelkinder zurück zur Mutter in die Niederlande 1939 Flucht des Sohnes in die USA 1939 Tod der Mutter 1941 Ablehnung ihres Ausreiseantrags in die USA 1942 Deportation und Ermordung in Sobibor 1943 Verhaftung und Ermordung der ehemaligen Schwiegertochter und der beiden Enkelinnen in Auschwitz
Porträtfoto
Porträtfoto

Porträtfoto

Porträtfoto

Porträtfoto

Porträtfoto

Biografie

Paula Schwarzenberger wurde 1879 als erstes Kind von Gerson und Caroline Weisner in Kassel geboren. Ihr Bruder Max Moritz Weisner kam drei Jahre später in Kassel zur Welt. Die Familie wohnte in der Orleansstraße 3. Der Vater betrieb dort ein Geschäft für Strumpf- und Stickwaren. Wann und welche Schule Paula besuchte, ist unbekannt. Laut Heiratsurkunde hatte sie keinen Beruf erlernt. Mit zwanzig Jahren heiratete sie den neun Jahre älteren Arzt Dr. med. Benjamin Schwarzenberger in Kassel. Die Familie lebte bis 1909 in Neckartgartach bei Heilbronn. 1909 zogen sie nach Kassel. Die Familie wohnte im Grünen Weg 18 in Kassel, wo Benjamin Schwarzenberger seine Praxis „als Wundarzt und Geburtshelfer“ betrieb. 1931 zogen sie in die Lutherstraße 1 um.


Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten setzte auch in Kassel die massive Verfolgung der jüdischen Bevölkerung ein. Nach einem wiederholten Boykottaufruf gegen jüdische Geschäfte und Praxen beging Mitte April 1933 Paulas Ehemann Beni Selbstmord. Paula war nun alleinstehend. Ihr Sohn Heinrich war mit seiner Familie bereits nach Bielefeld umgezogen, später flohen sie weiter in die Niederlande. Im Herbst desselben Jahres zog ihre ebenfalls in Kassel lebende 85-jährige Mutter zu ihr. Auch ihre beiden Enkelkinder lebten ab 1934 nun zeitweise bei ihr. Nach den Gewaltexzessen in der Reichpogromnacht kehrten ihre Enkelkinder Ende 1938 in die Niederlande zu ihrer Mutter zurück. Paula blieb – vermutlich bis zum Tod der Mutter Anfang September 1939 - in der Wohnung in der Lutherstraße 1 wohnen. Danach musste sie zwangsweise in die Kölnischen Straße 112 umziehen. Ihre letzte Meldeadresse war in einem sogenannten Judenhaus in Kassel, in der Schillerstraße 7.


1941 stellte Paula Schwarzenberger einen Ausreiseantrag in die USA und entrichtete ihre Zahlungen dafür – allerdings ließen sie die Nationalsozialisten nicht mehr ausreisen.




Paulas Verschleppung nach Sobibor

Zum 31.5.1942 wurde Paula Schwarzenberger 63-jährig in der Turnhalle der Wörth-Schule zur „Aussiedlung in den Osten“ in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Hier wurden sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Es waren fünfzig Kilogramm Gepäck und fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt.


Paula Schwarzenberger wurde am Morgen des 1. Juni 1942 mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem Bezirk Kassel der Geheimen Staatspolizei von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt.


Der Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohnern, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement.


Allerdings war das erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern tatsächlich das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Paula Schwarzenberger fuhr im Sonderzug „Da 57“ vom Anschlussgleis „Alter Flughafen“ nach Sobibor weiter. „Da 57“ kam am 3. Juni 1942 in Sobibor an. Sie wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet.




Sohn Heinrich Schwarzenberger und seine Familie

1901 wurde ihr Sohn Heinrich in Neckargartach geboren. Heinrich Schwarzenberger wuchs die ersten Jahre in seinem Geburtsort auf, später zog die Familie nach Kassel. Er heiratete 1926 in Bielefeld Claire Moritz. Dort war er bei seinem Onkel Gerson Meisner als Textiltechniker beschäftigt. Claire und Heinrich hatten zwei Töchter, beide wurden in Kassel geboren. Hannelore Beatrice 1927 und Inge 1929. Die junge Familie wohnte zuerst in der Luisenstraße und später in der Berlepschstrasse. Die Familie wanderte 1933 über Bielefeld in die Niederlande aus. Heinrich und Claire Schwarzenberger ließen sich wahrscheinlich zu Beginn des Jahres 1934 in Den Haag scheiden. Paulas Sohn Heinrich verließ rechtzeitig die Niederlande. Er emigrierte über Ecuador in die USA und erreichte im Dezember 1938 New York. Seine geschiedene Frau Claire blieb mit den beiden Töchtern in den Niederlanden. Die beiden Kinder schickte Heinrich zu seiner verwitweten Mutter nach Kassel. Claire heiratete später Arnold Monasch. Nach der Reichspogromnacht 1938 holte sie ihre beiden Töchter aus Kassel zurück in die Niederlande. Sowohl Claire und ihr Ehemann als auch die beiden Töchter wurden 1943 verhaftet und in das polizeiliche Durchgangslager Westerbork verschleppt. Von dort aus wurden sie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.




Bruder Moritz Weisner und seine Familie

Paulas Bruder Moritz Weisner floh im Februar 1937 in die USA und verstarb 1970 in Kalifornien. Er war verheiratet mit Olga Fanny Weisner aus Kassel. Sie hatten drei Kinder, die alle in Kassel geboren wurden. Tochter Hannah verstarb bereits mit zwei Jahren in Kassel. Die beiden anderen Kinder lebten bis zu ihrem Tod in den USA.




Verwendete Dokumente und Literatur

bottom of page