Rosa Katz, geborene Aschhoff
geboren am 17. Juni 1879 in Horn an der Lippe, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
ermordet am 23. Juli 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor
Familie
Lebensdaten
die Kinder Rudolf, Grete und Albert Katz
Biografie
Rosa Katz wurde 1879 in Horn an der Lippe als Tochter von Abraham und Fanni Aschoff geboren. Sie hatte mindestens zwei Schwestern, Helene und Else.
Helene wurde mit ihrem Ehemann nach Auschwitz deportiert, ihr Todesdatum wird mit dem 27. November 1942 angegeben. Die Schwester Else wurde 1941 ins Ghetto Riga deportiert, ihr Todesdatum ist unbekannt. Einer ihrer Söhne wurde im Mordlager Sobibor ermordet, der andere im Konzentrationslager Mauthausen. Ihre drei Töchter konnten untertauchen und überlebten.
Rosa Katz heiratete am 2. September 1901 Nathan Katz. Die Familie wohnte in Bodenfelde und hatte gemeinsam drei Kinder, die Tochter Grete und die beiden Söhne Rudolf und Albert. Die Familie Katz waren angesehene Bürger in Bodenfelde. Nathan unterhielt ein gutgehendes Bekleidungsgeschäft in der Bleekstraße 14. Mit dem Boykott jüdischer Geschäfte ab Frühjahr 1933 wurde auch dieses Geschäft ständig von der SA überwacht und Kaufwillige wurden am Betreten des Geschäftes gehindert. Infolge dieser Repressalien ging der Umsatz des Geschäftes erheblich zurück, so dass Nathan Katz im Frühjahr 1934 beschloss, sein Geschäft an seinem Freund Heinrich Dickhuth zu verkaufen, er bekam einen reellen Marktwert dafür. Laut Kaufvertrag behielt das Ehepaar Katz das Wohnrecht in der rechten Haushälfte. Offensichtlich bestand ein gutes Verhältnis mit dem neuen Besitzer. Nathans Bruder Sally führte die Buchhaltung im Geschäft der Dickhuths.
Anlässlich eines Staatsfeiertages beflaggte der neue Besitzer versehentlich auch die rechte Haushälfte mit einer Hakenkreuzfahne. Dies brachte ihm eine Ermahnung ein, da Hakenkreuzflaggen vor jüdischen Häusern verboten waren.
Flucht in die Niederlande und Deportation
Da es immer wieder zu Repressalien gegen die Familie Katz kam, verließ das Ehepaar Bodenfelde und wohnte bis Dezember 1938 in Düsseldorf-Oberkassel, Adalbertstraße 22. Angesichts der Zerstörungen und der Erniedrigungen im Verlaufe der Reichspogromnacht 1938 emigrierte das Ehepaar nach Alkmaar in die Niederlande, wo bereits der Sohn Albert Zuflucht gefunden hatte. Von dort aus zogen sie nach Hilversum in den Eikbosscherweg 179.
Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 setzten die Deutschen sehr bald ihre antijüdische Politik durch. Das Ehepaar Katz wurde verhaftet und ins Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Rosa und Nathan Katz wurden am 20. Juli 1943 vom Durchgangslager Westerbork in das deutsche Vernichtungslager Sobibor deportiert. Dies war der 19. und letzte Transport, der Westerbork in Richtung des deutschen Mordlagers in Polen verließ. Mit ihnen wurden an diesem Tag insgesamt 2009 jüdische Menschen nach Sobibor deportiert. Nathan und Rosa Katz wurden direkt nach ihrer Ankunft am 23. Juli 1943 im Vernichtungslager ermordet.
Sohn Albert und seine Familie
Albert Katz, der ältere Sohn von Rosa und Nathan, wurde am 14. Juli 1904 in Bodenfelde geboren. Er besuchte das heutige Felix-Klein Gymnasium in Göttingen und studierte nach dem Abitur Jura. Bekannt ist, dass er im August 1930 – damals noch als Referendar - in das Haus des jüdischen Textilhändlers Arthur Jordan in der Dreihüttenstr. 8 in Dortmund zog. Nach Abschluss des Referendariats eröffnete er eine Anwaltskanzlei.
Er heiratete am 27. März 1931 Anne Jordan, die am 6. Mai 1906 in Dortmund geboren wurde. Im August 1933 wurde die gemeinsame Tochter Gabriele geboren. Nach mehreren Umzügen zwischen Dortmund, Berlin und London flüchtete die Familie 1936 nach Alkmaar und zog 1940 nach Hilversum. 1942 wurden sie in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht und am 12. Januar 1944 in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Dort starb Albert Katz am 13. April 1945, nur zwei Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers. Seine Ehefrau Anne und die Tochter Gabriele überlebten die unmenschliche Zeit in Bergen-Belsen und zogen nach dem Krieg wieder zurück in die Niederlande. Anne Katz heiratete später erneut, sie starb als Anne Gersons 1982 in Hilversum.
Tochter Grete und ihre Familie
Die Tochter Grete Katz wurde 1903 in Bodenfelde geboren. Nach ihrer Hochzeit mit Alfred Gottschalk am 5. September 1928 in der letzten Bodenfelder Synagoge zog sie nach Mülheim an der Ruhr. 1933 emigrierte das Ehepaar nach Paris und eröffnete ein Kurzwarengeschäft. 1942 wurden sie von der Gestapo verhaftet. Beim Abtransport in ein Internierungslager gelang ihnen die Flucht durch einen Sprung von einem LKW. Die folgenden Jahre bis zur Befreiung verbrachten sie in einem Versteck bei französischen Freunden in Aix-les-Bains, die ihnen falsche Pässe besorgten.
Sohn Rudolf und seine Familie
Auch der jüngste Sohn von Nathan und Rosa Katz, Rudolf, wurde 1909 in Bodenfelde geboren. Nach der Grundschule besuchte er das heutige Felix-Klein-Gymnasium in Göttingen bis zum Abitur. Wegen der Repressalien durch die Nationalsozialisten emigrierte Rudolf Katz 1934 in die Niederlande. Da er keine offizielle Arbeitserlaubnis erhielt, fiel es ihm schwer, dort Fuß zu fassen. Nach seiner Hochzeit im Sommer 1935 wanderte er zusammen mit seiner Frau nach Palästina aus. Mangelnde Hebräischkenntnisse und die fehlende Berufsausbildung erschwerten ihm auch hier, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Anfang 1936 gelang es ihm, bei der britischen Mandatsverwaltung die Führerscheinprüfung für Lkw abzulegen. Zusammen mit einem anderen deutschen Emigranten gründete er ein Taxiunternehmen in Haifa. Wegen einer Knieverletzung musste er ab 1943 seinen Beruf als Taxifahrer aufgeben. Er fand bei der Einwanderungsbehörde ein neues Betätigungsfeld und war dort bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1973 für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen zuständig. Rudolf Katz verstarb 1991 in Haifa.
Verwendete Dokumente und Literatur
Website des Archivs ITS Arolsen
Website Gedenkbuch des Bundesarchivs
Danuta Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945, 1989
Der Synagogenverband Bodenfelde – Uslar – Lippoldsberg und die Synagogengemeinde Lauenförde – , Jüdisches Leben im Solling, Schlieper-Druck und Verlag 1997
Anwaltsverein Dortmund Hg., Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte und Notare während der Zeit des Nationalsozialismus am Beispiel Dortmund, 2011