Maurits van Hoorn
geboren am 27. Januar 1891 in t´Zandt, Groningen, Niederlande
ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor
Familie
Lebensdaten
Sohn Berend mit seiner Schwester Emma, links die Freundin der Kinder Reni Jeidels
Ehefrau Hilda
Tochter Emma mit Sohn Berend
Tochter Emmas Eintrag in das Posiealbum ihrer Freundin Reni Jeidels
Biografie
Maurits van Hoorn wurde in dem kleinen Ort ´t Zandt in der Nähe von Groningen geboren. Seine Eltern waren der Kaufmann Berend und Betje van Hoorn. Maurits hatte zwei Schwestern und einen Bruder, der bereits als Kleinkind verstarb. Maurits Schwestern und ihre Familien kamen in Konzentrations- und Mordlagern um. Nur ein Neffe überlebte die Zeit des Krieges.
Nach Abschluss seiner Schulzeit studierte Maurits van Hoorn. Er wurde Lehrer und heiratete am 21.12.1919 die Hilde Katz. Sie kam aus Langenholzhausen in Nordrhein-Westfalen. Das Paar ließ sich in Delft nieder.
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Delft in Südholland eine jüdische Gemeinde mit bis zu 200 Mitgliedern. Es gab eine Synagoge und einen jüdischen Friedhof.
Maurits van Hoorn arbeitete als Lehrer an der Universität am Rotterdamsche Weg und unterrichtete zusätzlich Deutsch an der Handelsabendschule.
Nach der Geburt der Tochter Emma im August 1928 zog die kleine Familie in ein eigenes Häuschen in die Juliana Laan 54. Zwei Jahre später kam ihr Sohn Berend zur Welt. Seine Frau Hilda hatte Schwierigkeiten mit der niederländischen Sprache, ein Grund dafür, dass sie sich gerne mit deutschsprachigen Nachbarinnen zusammentat. Das waren die Familie Anne und Kurt Jeidels aus Berlin und die Familie Eleonora und Oskar Selowsky aus Dresden. Erwachsene und Kinder pflegten einen freundschaftlichen Umgang. Emma van Hoorn und die Jeidels-Tochter Reni waren beste Freundinnen. Anne Jeidels beschrieb später Emma als ein tapferes sommersprossiges Mädchen mit schwarzen Locken, die es liebte Witze zu erzählen. Sie besuchten dieselbe Grundschule Nr. 11 in der Van Spreykstraat, waren aber nicht in einer Klasse. Der Sohn Berend, Beertje gerufen, war ein fröhlicher Junge, er besuchte die Grundschule zusammen mit der Selowsky-Tochter Karin aus der Nachbarschaft.
Besetzung der Niederlande durch die Deutschen
1940, als die Deutschen die Niederlande besetzten, gab es etwa 140.000 jüdische Bewohnerinnen und Bewohner in den Niederlanden, davon waren an die 15.000 jüdische Flüchtlinge aus Deutschland. Etwa 75 Prozent der jüdischen niederländischen Jüdinnen und Juden fielen dem Holocaust zum Opfer, vor allem in den Mordstätten Auschwitz und Sobibor.
Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht wurde es Maurits van Hoorn verboten, weiter an der Hochschule zu unterrichten. Er nahm eine Stelle an der jüdischen Schule in Den Haag an. Auch seine Kinder durften nicht mehr in der öffentlichen Schule am Unterricht teilnehmen. Sie besuchten ab 1941 ebenfalls die jüdische Schule in Den Haag.
Im Januar 1943 musste die Familie van Hoorn innerhalb von drei Tagen ihr Haus verlassen. Sie mussten es für einen deutschen Offizier räumen. Die Familie van Hoorn fand Unterschlupf bei den Selowskys in der Julianalaan 74.
Wenige Wochen später wurden die beiden Elternpaare Selowsky und van Hoorn von der niederländischen Polizei abgeholt. Ihre vier Kinder Emma, Behrend, Peter und Karin hatten keinen Platz mehr im Wagen, der sie abholte. Also liefen die Kinder zu Fuß zur Polizeistation zu ihren Eltern. Von der Polizeistation aus wurden die beiden Familien, gemeinsam mit der Großmutter Jenny Jeidels, in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Emma van Hoorn schrieb am 9. März 1943 an ihre Freundin Reni Jeidels noch einen letzten Brief aus Westerbork.
Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen der niederländischen Juden und Jüdinnen und der jüdischen Flüchtlinge in die deutschen Mordstätten. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor.
Am 23. März 1943 mussten Maurits, Hilda und die Kinder Emma und Behrend in Westerbork einen Deportationszug besteigen. Mit weiteren 1246 jüdischen Menschen wurden sie in das deutsche Mordlager Sobibor im heutigen Ostpolen verschleppt. Nach einer dreitägigen Zugfahrt in überfüllten Waggons kamen sie am 26. März 1943 in Sobibor an. Sie wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet.
Die Familie Selowsky war bereits zwei Wochen vorher mit ihren beiden Kindern und der Großmutter von Reni, Jenny Jeidels, nach Sobibor verschleppt und dort ermordet worden.
Verwendete Dokumente und Literatur