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Viktor Braunsberg

geboren am 29. März 1887 in Breuna, Kreis Kassel, Deutschland
ermordet am 3. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor

Familie

Ehefrau: Braunsberg, Emilie (Emmi), geborene Stern geboren am 1. Juni 1892 in Betziesdorf, Kirchhain/Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 in der Mordstätte Sobibor Bruder: Braunsberg, Josef geboren am 23. Oktober 1885 in Breuna, Hessen, Deutschland begeht Selbstmord am 25. November 1933 in Peine, Sachsen nachdem sein Geschäft überfallen wurde Halbbruder: Braunsberg, Albert geboren am 25. Juni 1890 in Breuna, Hessen, Deutschland verstorben 1952 in Berlin, Deutschland Halbschwester: Braunsberg, Mathilde, verheiratete Lenneberg geboren am 16. August 1902 in Breuna, Hessen, Deutschland ausgewandert im April 1939 nach Kuba verstorben 1992 in den USA

Lebensdaten

1887 Geburt in Breuna ab 1914 Soldat im Weltkrieg I 1919 Heirat mit Emilie Stern bis 1932 Engagement in der Jüdischen Gemeinde Breuna 1938 Verhaftung & Verschleppung ins Konzentrationslager Buchenwald 1938 Einquartierung der Familie Hamberg in ihrem Haus 1938 Zwangsarbeit beim Autobahnbau 1939 Flucht der Stiefschwester in die USA 1942 Verschleppung und Ermordung in Sobibor
Porträtfoto
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Emmi und Viktor Braunsberg


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Biografie

Die Familie Braunsberg lebte seit Anfang des 19. Jahrhunderts im nordhessische Breuna. Die Familie hatte ihren Nachnamen nach dem nahe gelegenen Braunsberg benannt. Viktor Braunsberg wurde als zweites Kind seiner Eltern Sarah und Mathias Braunsberg in Breuna geboren, sein zwei Jahre älterer Bruder hieß Josef. Wenige Tage nach Viktor Braunsbergs Geburt verstarb seine Mutter. Der verwitwete Vater zweier Kleinkinder heiratete einige Monate nach Viktors Geburt wieder. Seine zweite Frau war Helene Braunsberg, geborene Katzenstein. Aus dieser Ehe gingen die beiden Kinder Albert und Mathilde hervor. Die Eltern Helene und Mathias Braunsberg starben im Dezember 1939 bzw. am 18. Dezember 1940 in Breuna.


Die Familie wohnte im Geismarweg 42 in Breuna; sie besaßen ein Wohnhaus, ein Gartengrundstück und einen Acker. Von 1938 bis 1940 lebte auch der Stiefbruder Albert in Breuna. Die Braunsbergs hatten ein Stoff- und Kurzwarengeschäft in ihrem Wohnhaus. Viktor Braunsberg hatte am 1. Weltkrieg teilgenommen. Er engagierte sich in der Jüdischen Gemeinde und leitete bis 1932 den Wohltätigkeits- und Bestattungsverein Chevroth mit seinen zehn Mitgliedern.




Die Reichspogromnach 1938

In Breuna lebten zwei jüdische Familien. Am Tag der Reichspogromnacht versteckten sich Emmi Braunsberg und ihre bereits alten Schwiegereltern bei ihren jüdischen Nachbarn, der Familie Hamberg im Kirchweg 6, vor den gewalttätigen Nazi-Horden. Das Haus der Hambergs wurde verwüstet und demoliert. Hermann Hamberg, ein Bruder von Viktor Hamberg, konnte durch einen Hinterausgang in die Felder flüchten. Die Verbliebenen wurden in ‚Schutzhaft‘ genommen und im benachbarten Volkmarsen inhaftiert. Am nächsten Tag wurden die Frauen und Kinder entlassen, Viktor Braunsberg und Moritz Hamberg festgenommen und ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, von wo sie nach einigen Wochen in ihr Dorf zurückkehrten. Nach der Reichspogromnacht wurde die Familie Hamberg aus dem Kirchweg 6 bei der Familie Braunsberg einquartiert. Die beiden Männer hatten sich zur Zwangsarbeit im Straßenbau in Kassel zu melden. 1939 wanderte die Stiefschwester mit Familie über Kuba in die USA aus. Viktor und Emmi Braunsberg wollten bei Viktors alten Eltern in Breuna bleiben.




Die Deportation von Kassel nach Sobibor

Für die zweite von den drei großen zentral organisierten Deportationen aus dem Regierungsbezirk Kassel standen sechs Personen aus Breuna auf der Deportationsliste. Neben der Familie Hamberg waren das Viktor Braunsberg und seine Frau Emilie. Zum 31.5.1942 wurden die Familien Hamberg und Braunsberg in die `Sammelstelle´ in der Turnhalle der Wörth-Schule in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Hier wurden sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Für die „Aussiedlung in den Osten“ waren 50 Kilogramm Gepäck und fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt. Das gesamte vorhandene Hab und Gut wurde – soweit nicht schon geschehen – staatlich konfisziert.


Die Braunsbergs wurden am Morgen des 1. Juni 1942 mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem GeStaPo-Bezirk Kassel von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt.


Das Ziel des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohner*innen, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüd*innen eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Jüd*innen für die geplante Ermordung konzentriert und in neuen Transporten zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüd*innen aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 kamen aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg.

Allerdings war das erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt und hier wurden die Gepäckwagen mit dem schweren Gepäck abgekoppelt.

Dieser Zug fuhr anschließend direkt nach Sobibor weiter, wo er am 3. Juni 1942 ankam; ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr zu einem Transitghetto. Die Familie Braunsberg aus Breuna wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft im deutschen Mordlager Sobibor ermordet.




Verwendete Dokumente und Literatur

Website des Archivs ITS Arolsen

Website Gedenkbuch des Bundesarchivs

Website Statistik des Holocaust

Website Alemmannia Judaica Breuna

Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018

Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005

Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998

Klein, Ernst, Verschwundene Nachbarn – verdrängte Geschichte, 2012

Lilienthal, Marion u.a. (Hg.), Auf Omas Geburtstag fahren wir nach P., Die gewaltsame Verschleppung von Juden aus Waldeck-Frankenberg 1941/1942, Riga, Sobibor/Majdanek, Theresienstadt, 2013

Magistrat der Stadt Kassel – Stadtarchiv, Hg., Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933 – 1945 Lebenserinnerungen Irmgard Meyer, geborene Hamberg, 1988

Kleinert, Beate und Prinz, Wolfgang Prinz, Ein Gedenkbuch, 1982

Die Familie Hamberg aus Breuna, jimh.lima-city.de


Interviews:

Interview mit Hannah Altbush, USC Shoa Foundation; 20.3.1996 in Rye Brook, New York, USA

Interview mit Ilse Greening, USC Shoa Foundation; 21.4.1996 in Sarasota, Florida, USA

Interview mit Irma Meyer, geb. Hamberg, USC Shoah Foundation; 21.5.1997, Pennsylvania, USA - online verfügbar

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