Emilie Isenberg
geboren am 18. August 1883 in Volkmarsen, Hessen, Deutschland
ermordet am 03. Juni 1942 in der deutschen Mordstätte Sobibor
Familie
Lebensdaten
Biografie
Ab dem 17 Jahrhundert lebten jüdische Familien in Volkmarsen. Seit den 1830er Jahren gab es am Ort eine Synagoge, die 1936 verkauft wurde. 1932 existierten zwei jüdische Wohltätigkeitsvereine und es gab einen Lehrer für jüdische Religion. Die meisten Volkmarser Juden trieben Handel oder waren Handwerker. Im 1. Weltkrieg verloren fünf Volkmarser Juden ihr Leben. 1933 hatte Volkmarsen 34 jüdische Bürgerinnen und Bürger, 22 von ihnen sind Opfer des Holocaust. Emilie Isenberg wurde als drittes Kind von Sara und Julius Isenberg in Volkmarsen geboren. Ihr Vater stammte aus einer Metzgerfamilie und war auch selbst von Beruf Metzger. Emilies ältere Schwester Johanna war bereits 1880 geboren und verstarb am 24. 10. 1904, da war Emilie Isenberg 21 Jahre alt. Ihr älterer Bruder Hermann wurde 1882 geboren, er starb bereits im Säuglingsalter. 1885 wurde ihr jüngerer Bruder Sally geboren. Auch er verstarb früh, am 22. August 1925. Im selben Jahr ist auch der Tod ihrer Mutter verzeichnet, sie verstarb nur wenige Tage vor ihrem jüngsten Sohn. Ab 1925 lebte Emilie Isenberg als Alleinstehende in Volkmarsen. Sie bewohnte das Haus der Familie an der Oberen Stadtmauer Nr. 36, für das in den Wiedergutmachungsakten von 1971 ein Wert von 6500 RM angegeben wurde. Das Haus wurde enteignet, ab 1940 war Emilie Isenberg bei den jüdischen Nachbarn Lichtenstein gemeldet.
Über das Leben von Emilie Isenberg ist nur wenig bekannt.
Deportation und Ermordung
Im Frühjahr 1942 erhielt auch Emilie Isenberg die Mitteilung über ihre geplante „Umsiedlung in den Osten“. Sie musste sich am 31. Mai 1942 nach Kassel begeben. Am Morgen des 1. Juni 1942 wurde sie mit insgesamt 508 jüdischen Kindern, Frauen und Männern aus dem Geheimen Staatspolizei-Bezirk Kassel von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt. Der Zielbahnhof des Transportes war Izbica. Izbica war ein jüdisches Sztetl im „Distrikt Lublin“, mit etwa 7.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, davon 80 Prozent jüdischen Glaubens. Izbica war für insgesamt 27.000 Jüdinnen und Juden eines von über zwanzig „Durchgangsghettos“ im „Distrikt Lublin“ im Generalgouvernement. Hier wurden die verschleppten Jüdinnen und Juden für die geplante Ermordung konzentriert und in neuen Transporten zusammengefasst, damit einhergehend wurden hier die Todgeweihten ihrer letzten kläglichen Habe beraubt. Ab Juni 1942 fuhr kein Deportationszug mehr zu einem Transitghetto, sondern direkt zu den Endstationen. In Izbica kamen etwa 7.500 Jüd*innen aus dem Deutschen Reich an, etwa 20.000 kamen aus Österreich, Tschechien, der Slowakei und Luxemburg. Das tatsächliche erste Ziel des Sonderzugs „Da 57“ war nicht wie angegeben Izbica, sondern das Anschlussgleis zum Zwangsarbeitslager „Alter Flughafen“ in Lublin. Dort wurden aus dem Transport etwa 115 junge, starke Männer zur Zwangsarbeit für das Todes- und Konzentrationslager Majdanek ausgewählt und hier wurden die Gepäckwagen mit dem schweren Gepäck abgekoppelt. Da 57 fuhr anschließend direkt nach Sobibor weiter, wo er am 3. Juni 1942 ankam; Emilie Isenberg wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet.
Verwendete Dokumente und Literatur
Website des Archivs ITS Arolsen
Website Gedenkbuch des Bundesarchivs
Hessisches Archiv, HHSTAW, Bestand 365, Nr. 842 (Transskript Grabinschriften Jüdischer Friedhof Volkmarsen)