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Gerda Höflich

geboren am 7. Juni 1932 in Melsungen, Hessen, Deutschland
ermordet am 3. Juni 1942 im deutschen Mordlager Sobibor

Familie

Vater: Nathan Höflich geboren am 7. Juni 1894 in Rengshausen, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juli 1942 im deutschen Konzentrationslager Lublin/Majdanek Mutter: Hilde Höflich, geborene Rothschild geboren am 25. Februar 1896 in Abterode, Hessen, Deutschland ermordet am 3. Juni 1942 im deutschen Mordlager Sobibor

Lebensdaten

1932 Geburt in Melsungen 1938 Einschulung 1938 Inhaftierung des Vaters in Buchenwald für einige Wochen 1938 Aufenthalt im Versteck mit der Mutter 1938 Plünderung und Verlust des Geschäfts und des Hauses 1938 Inhaftierung des Vaters im Konzentrationslager Buchenwald für einen Monat 1939 Zwangsweiser Umzug der Familie nach Kassel 1939 Unterbringung im jüdischen Waisenhaus 1939 Besuch der jüdischen Schule in Kassel 1940 Zwangsarbeit des Vaters u.a. bei der Straßenreinigung 1942 Verschleppung der Familie nach Lublin 1942 Selektion des Vaters in Lublin zur Arbeit in Majdanek 1942 Weiterfahrt von Gerda, ihrer Schwester und ihrer Mutter nach Sobibor, wo sie ermordet werden 1942 Tod des Vaters in Majdanek 1942 Konfiszierung des gesamten Vermögens der Familie
Porträtfoto
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Biografie

Gerda Höflich wurde 1932 in Melsungen geboren. Ihr Vater Nathan Höflich war in dem kleinen Dorf Rengshausen in der Nähe von Kassel aufgewachsen. Sein Vater, Gerdas Großvater, war früh verstorben. Die Großmutter führte den Familienbetrieb, einen Gemischtwarenladen, den sie später an ihren Sohn übergab. 1930 heiratete er in Abterode Hilde Höflich. Die Familie waren die einzigen jüdischen Bewohner im Dorf. Sie wohnten im Haus Nr. 7. Der Ort war sehr klein, eine Synagoge und einen jüdischen Friedhof gab es im benachbarten Beiseförth. Der Ehe von Nathan und Hilde Höflich entstammte die Tochter Gerda, sie wurde 1932 im Krankenhaus in Melsungen geboren.




Ausgrenzung und Verfolgung

Gerda besuchte die öffentliche Schule im Ort, wo sie von ihren Mitschülern wegen ihres jüdischen Glaubens oft gehänselt wurde. In der der Dorfschule gab es nur zwei Schulklassen, Gerda musste von Beginn an die höhere Klasse besuchen, denn der Lehrer der anderen Klasse weigerte sich, ein jüdisches Mädchen zu unterrichten. Der Boykott der jüdischen Geschäfte nach 1933 wirkte sich schnell auf das Geschäft der Familie Höflich aus. Immer weniger Kunden kamen in den Laden. In der Reichspogromnacht im November 1938 wurde das Geschäft der Höflichs überfallen und geplündert, die Familie war zu diesem Zeitpunkt nicht zuhause. Nachbarn hatten sie gewarnt und in der Papiermühle im Dorf versteckt. Ihr Vater Nathan Höflich entging allerdings nicht der Verhaftung. Er wurde im Konzentrationslager Buchenwald bis zum 10. Dezember 1938 interniert. 


Die Mutter Hilde Höflich blieb mit ihrer Tochter Gerda einige Wochen in einer kleinen Wohnung in ihrem Versteck in der Papiermühle. Ohne ihr Geschäft war es der Mutter nicht möglich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Also verkaufte sie nach und nach ihr Hab und Gut. Die Familie konnte nun nicht mehr zurück in ihr Haus und zog gezwungenermaßen nach Kassel. Auch hier waren sie in verschiedenen Wohnungen gemeldet. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sie immer wieder zwangsweise die Wohnung wechseln mussten. Gerda war eine Zeit lang im israelitischen Waisenhaus in Kassel gemeldet. Wahrscheinlich besuchte sie von hier aus die jüdische Schule in Kassel, die sich im benachbarten Gebäude befand. Ihr Vater Nathan Höflich musste Zwangsarbeit leisten. Eine ehemalige Nachbarin aus Rengshausen sah ihn mit einer jüdischen Arbeitskolonne in Kassel beim Straßenkehren.




Raub, Deportation

Im Frühjahr 1942 erhielt die Familie Höflich die Nachricht über ihre bevorstehende „Umsiedlung in den Osten“. Zum 31. Mai 1942 wurden sie in die ‚Sammelstelle‘ in der Turnhalle der Wörth-Schule in der Kasseler Schillerstraße bestellt. Hier wurden sie registriert und ihr Gepäck durchsucht. Für die „Aussiedlung in den Osten“ waren fünfzig Kilogramm Gepäck und fünfzig Reichsmark pro Person erlaubt. Das gesamte vorhandene Hab und Gut wurde – soweit nicht schon geschehen – staatlich konfisziert Vater Nathan Höflich verfügte im Oktober 1939 über 15.015 Reichsmark. Vermutlich bestritt die Familie damit ihren Unterhalt. Im Juni 1942 verfügte Nathan Höflich noch über 1.115,41 Reichsmark. Mutter Hilde Höflich hatte bei der Sparkasse Homberg ein Guthaben von 2354,37 Reichsmark. Das Vermögen fiel mit der Deportation an das Reich. Das bewegliche Inventar und Grundeigentum wurde 1942 ebenfalls konfisziert und in der Folgezeit vermietet bzw. verpachtet. 1958 wurden die Immobilien der Familie Höflich an einen privaten Besitzer verkauft.


Die zweite von den drei großen zentral organisierten Deportationen aus dem Regierungsbezirk Kassel fand am 1. Juni 1942 statt. Am Morgen des 1. Juni 1942 wurden 508 jüdische Kinder, Frauen und Männern aus dem-Bezirk Kassel von der Geheimen Staatspolizei von der „Sammelstelle“ in der Schillerstraße zum nahen Hauptbahnhof geführt, wo der Sonderzug „Da 57“ bereitstand. Die Streckenführung von „Da 57“ verlief von Hanau u.a. über Kassel und Halle nach Sobibor. Mit diesem Deportationszug wurden etwa 1.000 Juden und Jüdinnen aus über siebzig verschiedenen Orten v.a. aus Hessen und Sachsen-Anhalt in den Osten verschleppt.




Sobibor, Auschwitz, Treblinka

Vom „Alten Flughafen“ fuhr der Zug mit Gerda und ihrer Mutter Hilde direkt nach Sobibor weiter, wo er am 3. Juni 1942 ankam. Gerda wurde kurz vor ihrem 10. Geburtstag zusammen mit ihrer Mutter Hilde unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet. In dem Zug befanden sich auch Gerdas Cousin Fritz und ihre Cousine und Margarethe Falkenstein. Fritz starb in Majdanek, Margarethe in Sobibor. Ihre Mutter Hanna, Nathans Schwester, und ihr Ehemann Victor wurden über Theresienstadt nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Hildes Eltern wurden in Treblinka ermordet. Ihre Schwester Flora Oppenheimer, ihr Ehemann Isidor und 2 Söhne wurden ebenfalls in demselben Zug aus Kassel verschleppt. Die Söhne starben in Majdanek, Flora und ihr Ehemann in Sobibor. 3 weitere Kindern gelang rechtzeitig die Emigration in die USA. Hildes Schwester Rachel wurde im Frühjahr 1943 ebenso in Sobibor ermordet, ihre Schwester Grete 1942 in Treblinka.




Verwendete Dokumente und Literatur

Website des Archivs ITS Arolsen

Website Gedenkbuch des Bundesarchivs 

Website zu Deportationen aus dem Deutschen Reich 

Website Hassia Judaica - Jüdisches Kleinstadt- und Landleben in Hessen 

Gottwald, Alfred/ Schulle, Diane, Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, 2005 Kingreen, Monika u.a., Hanauer Juden 1933-1945, Entrechtung, Verfolgung, Deportation, 1998 Hänschen, Steffen, Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust, 2018

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