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Hilda Hoorn, geborene Katz

geboren am 15. Januar 1895 in Langenholzhausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor

Familie

Ehemann: Maurits van Hoorn geboren am 27. Januar 1891 in t´Zandt, Groningen, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Tochter: Emma van Hoorn, Rufname Emmy geboren am 27. August 1928 in Delft, Südholland, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Sohn: Berend van Hoorn, Rufname Beertje geboren am 10. Januar 1931 in Delft, Südholland, Niederlande ermordet am 26. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Schwester: Emilie Katz, verheiratete Cohen geboren am 29. Dezember 1877 in Langenholzhausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland verstorben am 24. Februar 1938 in Winschoten, Niederlande Schwester: Henni Irma Katz, verheiratete Kroon geboren am 21. Juni 1891 in Langenholzhausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 14. Januar 1943 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau Bruder: Erich-Sally Katz geboren am 4. Mai 1897 in Langenholzhausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland umgekommen am 30. September 1944 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau Schwägerin: Grietje van Hoorn, verheiratete Minco geboren am 04. Juli 1889 in t’Zandt, Niederlande ermordet am 07. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Schwägerin: Estella-Carolina van Hoorn, verheiratete Denneboom geboren am 28. September 1892 in t‘Zandt, Niederlande ermordet am 11. Oktober 1942 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau

Lebensdaten

1877 Geburt der Schwester Emilie Katz 1891 Geburt der Schwester Henni Irma Katz 1895 Geburt 1897 Geburt des Bruders Erich Sally Katz 1919 Heirat mit Maurits van Hoorn 1922 Umzug nach Delft 1928 Geburt der Tochter Emma 1931 Geburt des Sohnes Berend 1938 Tod der Schwester Emilie-Kroon 1939 Flucht des Bruders Erich-Sally Katz mit Familie in die Niederlande 1940/1941 Ehemann verliert seine Arbeit an der Universität 1941/1942 Ehemann wird Lehrer an der jüdischen Schule in Den Haag 1942 Tod der Schwägerin Estella-Carolina in der Mordstätte Auschwitz-Birkenau, zusammen mit Ehemann und drei Kindern 1943 Ermordung der Schwester Henni Irma in Auschwitz 1943 Verhaftung der Familie 1943 Inhaftierung in Westerbork 1943 Ermordung von Hilde van Hoorn, ihrem Ehemann und seiner beiden Kinder in Sobibor 1943 Ermordung der Schwägerin Grietje in Sobibor 1943 Ermordung des Bruders Erich Sally Katz in Auschwitz
Porträtfoto
Porträtfoto


Sohn Berend mit seiner Schwester Emma, links die Freundin der Kinder Reni Jeidels


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Sohn Berend mit Tochter Emma


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Tochter Emma mit Sohn Berend


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Tochter Emmas Eintrag in das Posiealbum ihrer Freundin Reni Jeidels


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Biografie

Hilda Katz wurde 1895 in Langenholzhausen in Nordrhein-Westfalen geboren. Ihre Eltern waren Emma und Abraham Katz. Ihr Vater war von Beruf Viehhändler und Metzger.

In Langenholzhausen waren seit Ende des 17. Jahrhunderts jüdische Familien ansässig. Es gab zeitweise eine Betstube am Ort. Da die jüdische Gemeinde sehr klein war, besuchten die Kinder in umliegenden Dörfern die jüdische Schule. Es gab einen jüdischen Friedhof, der in den 1930er Jahren für eine Zufahrt zum christlichen Friedhof eingeebnet wurde.

Hilda Katz hatte zwei Schwestern und einen Bruder. Ein Teil ihrer Familie wanderte in den 1920er Jahren in die Niederlande aus. Ihre Schwester Emilie Cohn verstarb 1938 in Winschoten. Ihre Schwester Henni Irma wurde am 14. Januar 1943 in Auschwitz ermordet. Ihr Bruder Erich Sally kam am 30. September 1943 ebenfalls in der Mordstätte Auschwitz ums Leben, einer seiner Söhne starb kurz nach der Befreiung in Bergen Belsen, dem anderen Sohn gelang es zu überleben.




Hilda Katz heiratete am 23.12.1918 Maurits van Hoorn aus t’Zandt in Südholland. Das Paar ließ sich in Delft nieder. Ihr Ehemann Maurits van Hoorn hatte studiert und arbeitete als Lehrer an der Universität am Rotterdamscheweg und unterrichtete zusätzlich Deutsch an der Handelsabendschule.

Nach der Geburt der Tochter Emma im August 1928 zog die kleine Familie in ein eigenes Häuschen in die Julianalaan 54. Zwei Jahre später kam ihr Sohn Berend zur Welt. Hilda van Hoorn hatte Schwierigkeiten mit der niederländischen Sprache, sie tat sich gern mit deutschsprachigen Nachbarinnen zusammen. Das waren die Familie Anne und Kurt Jeidels aus Berlin und die Familie Eleonora und Oskar Selowsky aus Dresden. Erwachsene und Kinder pflegten einen freundschaftlichen Umgang. Von Hilde van Hoorn ist bekannt, dass sie Ihren Mann ’Mo‘ rief, gerne Butterkuchen buk und eine besorgte Mutter war. Tochter Emma van Hoorn und die Jeidels-Tochter Reni waren beste Freundinnen. Rene Jeidels beschrieb später Emma als ein tapferes sommersprossiges Mädchen mit schwarzen Locken, die es liebte Witze zu erzählen. Sie besuchten dieselbe Grundschule Nr. 11 in der Van Spreykstraat, waren aber nicht in einer Klasse. Der Sohn Berend, Beertje gerufen, war ein fröhlicher Junge, er besuchte die Grundschule zusammen mit der Selowsky-Tochter Karin aus der Nachbarschaft.




Nach der deutschen Besetzung der Niederlande

Als die Deutschen 1940 die Niederlande besetzten, gab es etwa 140.000 jüdische Bewohnerinnen und Bewohner in den Niederlanden, davon waren an die 15.000 jüdische Flüchtlinge aus Deutschland. Etwa 75 Prozent der jüdischen niederländischen Bevölkerung fiel dem Holocaust zum Opfer, vor allem in den Mordstätten Sobibor und Auschwitz.

Nach der Besetzung war es ihrem Ehemann Maurits van Hoorn verboten weiter an der Hochschule zu unterrichten. Er nahm eine Stelle an der jüdischen Schule in Den Haag an. Auch ihre Kinder durften nicht mehr in der öffentlichen Schule am Unterricht teilnehmen. Sie besuchten ab 1941 ebenfalls die jüdische Schule in Den Haag.

Im Januar 1943 musste die Familie van Hoorn innerhalb von drei Tagen ihr Haus verlassen. Sie mussten es für einen deutschen Offizier räumen. Die Familie van Hoorn fand Unterschlupf bei den Selowskys in der Julianalaan 74. 




Verhaftung und Deportation

Wenige Wochen später wurden die beiden Elternpaare Selowsky und van Hoorn von der niederländischen Polizei abgeholt. Ihre vier Kinder Emma, Behrend, Peter und Karin hatten keinen Platz mehr im Auto, das die Eltern abholte. Also liefen die Kinder zu Fuß zur Polizeistation zu ihren Eltern. Von der Polizeistation aus wurden die beiden Familien gemeinsam mit der Großmutter Jenny Jeidels, in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Emma van Hoorn schrieb am 9. März 1943 an die Familie Jeidels noch einen letzten Brief aus Westerbork.

Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen der niederländischen Juden und Jüdinnen und der jüdischen Flüchtlinge in die deutschen Mordstätten. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor.

Am 23. März 1943 mussten Hilda, Maurits und die Kinder Emma und Behrend in Westerbork einen Deportationszug besteigen. Mit weiteren 1246 jüdischen Menschen wurden sie in die deutsche Mordstätte Sobibor im heutigen Ostpolen verschleppt. Nach einer dreitägigen Zugfahrt in überfüllten Waggons kamen sie am 26. März 1943 in Sobibor an. Sie wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet.

Die befreundete Familie Selowsky war bereits zwei Wochen vorher mit ihren beiden Kindern und der Großmutter von Reni, Jenny Jeidels, nach Sobibor verschleppt und dort ermordet worden.




"Westerbork, 9-3-43
Liebe Familie Jeidels …
Im Auftrag von Mutter schreibe ich, da sie so müde ist. …. Jetzt sind wir hier. Mutter sitzt hier ohne Stopffaden und ohne Nadeln. Auch keine Butter, weil … sie noch im Keller liegt. Im dunklen Schrank in Mutters Schlafzimmer stehen auch 3 Marmeladengläser. Ein kleiner Käse liegt im Kleiderschrank der Mutter auf dem Dachboden. Gegenüber diesem Schrank steht ein Koffer mit etwas Tee. Wir hätten alles so gerne hier. Im dunklen Schrank im Schlafzimmer der Mutter hängt Mutters Bademantel und darunter ein Kleid, das diese Mutter für die Arbeit haben wollte. Im Keller steht auch eine Dose mit Margarine … in einem grünen Buttertopf. … Und auch Haarnadeln und Sicherheitsnadeln, die in einer Sirupdose auf Mutters Nachttisch liegen. Mutter hat gerade mit deiner Schwiegermutter gesprochen. (Emmy meint meine Großmutter Jenny Jeidels-Stamm …) Sie ist sehr stark, ebenso Frau Feldmann (Jennys Schwester Lina), letztere ist sehr stark. Die Delfter sind alle zusammen in einer Baracke. … Wir dürfen einmal alle 14 Tage schreiben. Jetzt muss ich Schluss machen. Grüßen Sie alle Bekannten.
Nun liebe Familie … Grüße von uns allen und einen Kuss von Emmy.
P.S. Mach dir keine Sorgen um deine Schwiegermutter und Tante. Sie halten sich sehr gut. Möchten Sie auch Father's Shaver benutzen? Wir besuchen oft Onkel Erich, du kennst Mutters Bruder."

Emmys Mutter, Hilda van Hoorn-Katz schreibt noch einige Zeilen: „Ich bin am Boden, alle Lebensmittel sind zurückgelassen worden. Ich hoffe, dass einige davon nachgeschickt werden können.“ Unter dem Bademantel hängt ein Kleid mit Knöpfen … das hätte mir gefallen. Auf dem Nachttisch oben steht eine Schachtel mit Haarnadeln etc. Mit freundlichen Grüßen H. van Hoorn.“
Auf der Rückseite des Umschlags an der Absenderstelle steht: "M. van Hoorn und Katz, Barak 67, Westerbork (Dr)" …




Verwendete Dokumente und Literatur

Olschewski, Ursula (Bearb.), Kalletal - Langenholzhausen, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold, Ardey-Verlag, Münster 2013, S.468 - 470

Bundesarchiv Gedenkbuch
Joods Monument

ITS Archiv Arlosen

Niederländisches Zeitungsarchiv Delpher

Stolpersteine Delft




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