Über 170.000 ermordete jüdische Kinder, Frauen und Männer im Vernichtungslager Sobibór – hinter dieser Zahl scheint das Schicksal des jeweiligen Menschen zu verschwinden.
Diese Website ist uns, dem Bildungswerk Stanisław Hantz, ein Anliegen, um den Opfern über die Darstellung ihrer Lebensgeschichten wieder ein Gesicht zu geben. Wir möchten die Schicksale dieser Menschen dokumentieren und für die Bildungsarbeit zugänglich machen. Einzelne Namen stehen auf den Gedenksteinen, die seit 2003 in der Gedenkstätte Sobibór aufgestellt werden. Zur Veranschaulichung ihrer Geschichte stellen wir ihre Biographien auf diese Seite. Sie sollen zeigen was es bedeuteten kann, wenn Familien, an den Rand einer Gesellschaft gedrängt werden. Wie war es damals, als man den die Boykott der Geschäfte, dem Verbot zu arbeiten, die Existenzgrundlagen ganzer Familien zerstörte? Kindern nahm man das Recht auf Bildung, Familiengefüge wurden durch Verhaftungen oder Emigration zerstört. Was hieß es in einem Ghetto leben zu müssen, unter unmenschlichen Bedingungen, jeden Tag Hungern zu müssen, den Tot vor Augen? Was kann Hass und Ausgrenzung auslösen…
Diese Fragen sind in unserer heutigen Zeit mehr denn je ein wichtiges Thema.
Sobibór, ein kleines, abgelegenes polnisches Dorf im heutigen Dreiländereck zwischen Polen, der Ukraine und Weißrussland. Zwischen Mai 1942 und Oktober 1943 endete hier das Leben von über 170.000 jüdischen Menschen im deutschen Mordlager Sobibór auf grausame Art und Weise. Sobibór gehörte zusammen mit Bełżec und Treblinka zu den Mordlager, in denen die deutschen Nationalsozialisten, im Rahmen der Aktion Reinhardt, in den Jahren 1942 und 1943 mindestens 1,5 Millionen Menschen, sowie mindestens 50.000 Sinti und Roma ermordeten
Die Mörder versuchten die Spuren ihrer Morde in den Lagern zu verwischen, verbrannten die Toten, rissen den größten Teil der Gebäude ab und bepflanzten die Gelände mit Pinien. Die Vernichtungslager schienen in Vergessenheit zu geraten. In Sobibór entstand erst 1965 eine Gedenkstätte, ein kleines Museum eröffnete 1992. Fast nichts jedoch erinnerte an das Leben der Opfer, erzählte von ihrem Schicksal, das durch Ausgrenzung und Verfolgung, auf grausame Weise, hier an diesem abgeschiedenen Ort endete.
2003 initiierte das Bildungswerk zusammen mit dem Kreismuseum in Włodawa die Gedenkallee, ein Jahr später stieg die niederländische Stichting Sobibór mit in das Projekt ein. Auf einer Länge von mehreren hundert Metern wurden damals Bäume gerodet und ein befestigter Weg angelegt. Rechts und links dieses Weges wurden immergrüne Bäume gepflanzt, zu jedem dieser Bäume gehört ein Stein des Gedenkens. Jeder einzelne Stein spricht seitdem in einer anderen Sprache zu den Besucherinnen und Besuchern. Auf einigen hundert Metern sind niederländische, polnische, russische, tschechische, deutsche und französische Namen zu lesen. Durch diese Nennung der Opfer und auch durch die Präsentation ihrer persönlichen Lebensgeschichten wird die Geschichte von Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung Europas anschaulich und greifbar. Herkunftsländer, Orte, Straßennamen, Daten, Berufe und kleine persönliche Informationen lassen ihre Schicksale näher rücken. Seit 2003 treffen sich in der Gedenkallee Juden und Nichtjuden, Deutsche und Niederländer, Polen und Israelis, alte und junge Menschen. Trotz konfessioneller Unterschiede und sprachlicher Barrieren trauern sie gemeinsam und gedenken der Ermordeten. Sie kommen miteinander ins Gespräch und diskutieren über unterschiedliche Erinnerungen in ihren Heimatländern. Die Gedenkallee beeindruckte die Besucher als Ort des Erinnerns, mittlerweile säumen über 270 Steine den Weg im Wald von Sobibór.
Bereits im Frühjahr 2015 sollten die Arbeiten zur Neugestaltung der Gedenkstätte, deren Abschluß für das Jahr 2016 geplant war, beginnen. Aufgrund von Uneinigkeiten bei den verantwortlichen Initiatoren, ist der Beginn erst einmal auf das Frühjahr 2016 verschoben worden.
Die Gedenkallee in ihrem ursprünglichen Sinne ist in den Planungen nicht mehr vorgesehen, die Gedenksteine sollen jedoch erhalten bleiben und einen neuen Platz finden. An welchem Ort ist bisher noch nicht gesichert, wahrscheinlich jedoch werden sie entlang des Weges vom Gräberfeld zum Ausgang der Gedenkstätte verlegt werden. Im Moment müssen wir davon ausgehen, das es in Zukunft nicht mehr möglich sein wird, neue Steine für Opfer aufzustellen. Wir, als Teil der Initiatoren der Gedenkallee, bedauern dies sehr.
Die Gedenkallee (Geschichte der Gedenkallee) ist aus diesem Grund kein lebendiges Projekt mehr und den Wandlungen entsprechend haben wir unser Projekt in „Gedenksteine Sobibór“ umbenannt. Weiterhin präsentieren diese Steine für uns das Schicksal einzelner Menschen und machen erfassbar was damals passierte.