Lieselotte Michel
Geboren am 5. Juli 1926
Geboren in Volkmarsen, Hessen, Deutschland
Mutter
Erna Michel
Geboren am 4. November 1894
Geboren in Volkmarsen, Hessen, Deutschland
Vater
Sigmund Michel
Geboren am 20. August 1888
Geboren in Vetzberg, Hessen
Großmutter
Betty Meyerhoff
geborene Oppenheim, geboren 1868
Großvater
Abraham Meyerhoff
geboren 1868
Lieselotte Michel lebte zusammen mit ihren Eltern und Großeltern mütterlicherseits in der Geilingstrasse in Volkmarsen. Das Wohnhaus gehörte ihren Großeltern, diese betrieben dort seit vielen Jahren einen Gemischtwarenhandel. Bereits im März 1934 verstarb ihr Vater auf einer Geschäftsreise in Korbach, er beging Selbstmord. Das Geschäft der Großeltern ging durch die Boykottmaßnahmen der Nationalsozialisten seit dem Jahre 1933 immer schlechter. Die wenigen Kunden die noch im Geschäft einkauften, wurden immer stärker drangsaliert, bis sie es nicht mehr wagten das Geschäft aufzusuchen. Die Familie wurde so immer mehr ihrer Existenzgrundlage entzogen, so das sie in sehr bescheidenen Verhältnissen leben mussten.
Nach den Repressalien in der Pogromnacht am 9. November 1938 wurde die Familie gezwungen, ihr eigenes Haus zu verlassen und in das jüdische Schulhaus zu ziehen, dies betraf auch die anderen jüdischen Bewohner in Volkmarsen.
Die Lebensmittelrationen für die im Schulhaus einquartierten Menschen waren äußerst eingeschränkt, nur mit heimlicher Unterstützung einzelner Nachbarn und Freunde konnten sie sich mit Lebensmitteln versorgen.
Über die Familie Lichtenstein erfuhr Lieselottes Mutter Erna Michel von der Möglichkeit, das die Kinder in die Niederlande ausreisen könnten. Am 3. Januar 1939 wurde Lieselotte, zusammen mit Ilse und Inge Lichtenstein, mit einem Kindertransport in die Niederlande gebracht. Die Kinder kamen in ein Kinderheim in Bergen aan Zee und ab März 1939 in ein Kinderheim in Amsterdam. Danach lebte Lieselotte 1 ½ Jahre in der Familie des Rabbiners Philip Frank und seiner Frau Bertha in Amsterdam und Haarlem. Von Juni 1941 bis Januar 1943 lebte Lieselotte bei der jüdischen Familie van Spiegel in Deventer. Im Frühjahr 1943 wurde sie, in Begleitung ihrer `Pflegeoma´ Sara Gosschalk, in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Sie wurde mit dem 4. Transport am 23. März von Westerbork in das deutsche Vernichtungslager nach Sobibor in Polen deportiert. Der Transport mit weiteren 1249 Menschen erreichte am 26. März Sobibor. Es ist anzunehmen, dass Lieselotte Michel direkt nach ihrer Ankunft in Sobibor ermordet wurde.
Die in Volkmarsen verbliebene Erna Michel wurde schon Ende Mai 1942 in die `Sammelstelle´ in der Turnhalle des Schulkomplexes in der Kasseler Schillerstraße gebracht. Dort wurde sie registriert und durchsucht. Kurz vor ihrer „Abreise“ schenkte Erna Michel eine Kette ihrer Tochter an eine Freundin von Lieselotte (Foto).
Am Morgen des 1. Juni 1942 wurde sie mit mit 505 anderen Jüdischen Menschen aus dem GeStaPobezirk Kassel, mit dem Sonderzug „Da 57“ ,über Halle und Chemnitz, wo weitere hunderte Menschen in den Zug gepfercht wurden, nach Sobibor deportiert. Das offizielle Ziel des Transportes war Izbica, ein jüdisches Sztetl im Distrikt Lublin, das den Nazis als Durchgangsghetto diente. Das erste Ziel des Zuges im Distrikt Lublin war das Anschlussgleis des „Alte Flugplatzes“ in Lublin (Teil des Konzentrationslagers Lublin im Ortsteil Majdan Tatarski), dort wurden ca. 80 Männer zur Zwangsarbeit ausgewählt. Der Zug fuhr anschließend direkt nach Sobibor, wo er am 3. Juni 1942 ankam. Es ist davon auszugehen, dass Erna Michel aus Volkmarsen, direkt nach ihrer Ankunft im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurde.
Die Großeltern von Lieselotte Michel , Albert und Betty Meyerhoff, wurden am 8 September 1942 nach Theresienstadt und lt. Gedenkbuch des Bundesarchivs am 29. September 1942 nach Treblinka deportiert, wo sie wahrscheinlich direkt nach ihrer Ankunft umgebracht wurden.