Liesel Aussen


Liesel Aussen
Geboren am 8. März 1936
Geboren in Leer, Ostfriesland, Deutschland

Alfred Aussen
Geboren am 15. Februar 1908
Geboren in Oberhausen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Paula Aussen

Paula Aussen, geborene Aron
Geboren am 23. September 1909
Geboren in Leer, Ostfriesland, Deutschland

Eltern von Paula Aussen

Louis Aron
Geboren am 21.Mai 1875
Geboren in Leer, Ostfriesland, Deutschland

Karoline Aron, geborene Hess
Geboren am 12. Mai 1871
Geboren in Castrop-Rauxel, Nordrhein Westfalen, Deutschland


Liesel wurde am 8. März 1936 im ostfriesischen Leer geboren. Zusammen mit ihren Eltern Alfred und Paula Aussen und den Großeltern Louis und Karoline Aron wohnte sie in der Rathausstraße 22/24. Ihr Vater war Kaufmann und ihr Großvater unterhielt im Wohnhaus eine Manufaktur- und Modewarenhandlung. Einen Tag nach der Geburt der kleinen Liesel fand sich ihr Vater im Leerer Rathaus ein um dort die Geburt seiner Tochter anzuzeigen. Die Eintragung des Namens Liesel wurde jedoch vom Standesbeamten einfach abgelehnt, mit der Begründung, das sich ein jüdisches Mädchen nicht mit einem schönen deutschen Vornamen schmücken könne. Liesels Vater versuchte den Standesbeamten umzustimmen, schlug ihm die Schreibweisen Lisel oder Lizel vor, aber vergebens. Erst über das Einschalten des Landrates gelang es ihm, den gewünschten Namen in die Geburtsurkunde eintragen zu können.
Die wirtschaftliche und soziale Situation der Eltern und Großeltern in Leer wurde in den nächsten beiden Jahren immer schwieriger. Louis Aron musste sein Geschäft schließen, die jüdische Bevölkerung wurde vom öffentlichen Leben in der Stadt ausgeschlossen. Im Mai 1938 beschloss Afred Aussen, zusammen mit seiner Frau und Liesel, Leer zu verlassen. Sie zogen ins niederländischen Winschoten, nur 35 Km von Leer entfernt.
Die Großeltern von Liesel entschieden sich vorerst in Leer zu bleiben, wollten ihre Heimatstadt nicht verlassen. In der Reichspogromnacht wurden die Schaufensterscheiben des Hauses der Großeltern eingeschlagen. Louis Aron wurde wie alle jüdischen Einwohner aus Leer durch die Stadt zum Viehhof getrieben und dort vorübergehend eingesperrt. Aufgrund seines schon fortgeschrittenen Alters blieb ihm die Überstellung in ein Konzentrationslager erspart. Doch die Stadt Leer übernahm 2 Wochen später das Haus in der Rathausstraße und das Ehepaar Aron musste im Januar 1939 in eine Wohnung in der Heisfelderstraße umziehen. Nach den schrecklichen Ereignisse der letzten Monate entschied sich das Paar im März 1939 ebenfalls nach Winschoten zu ziehen. In der Stadt lebten sie nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Als im Mai 1940 die deutsche Wehrmacht die Niederlande besetzte, änderte sich ihr Leben im sicher geglaubten Nachbarland. Auch hier stand die jüdische Bevölkerung den Repressionen der deutschen Besatzung gegenüber. Liesel konnte nur ein Jahr die Schule besuchen, 1941 wurde allen jüdischen Kinder der Schulbesuch untersagt.

Alfred Aussen wurde im August 1942 in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht, seine Frau und Tochter 3 Monate später. In Westerbork hatte die Familie das Privileg gemeinsam untergebracht zu sein. Im Februar 1943 wurden sie in das der SS unterstellte Konzentrationslager Vught in s´Hertogenbosch geschickt, wo sie sich bis Anfang Juli aufhalten mussten, bevor sie wieder zurück nach Westerbork geschickt wurden. Nach nur 2 Wochen musste die kleine Familie am 20. Juli 1943 den Zug besteigen der sie in das deutsche Mordlager Sobibor im besetzten Polen brachte. Mit ihnen waren 2206 andere jüdische Kinder, Frauen und Männer in die Viehwaggons gezwängt worden. Nach einer schier endlosen Fahrt von 3 Tagen und Nächten erreichte der Zug Sobibor. Keiner der 2009 Menschen in dem Zug überlebte das Kriegsende. Es ist davon auszugehen, dass Alfred und Paula Aussen zusammen mit ihrer gerade 7 jährigen Tochter Liesel am 23. Juli 1943 in den Gaskammern von Sobibor ermordet wurden.
Die Großeltern von Liesel, Louis und Karoline Aussen, wurden schon am 17. März 1943, ebenfalls von Westerbork, nach Sobibor verschleppt. Sie wurden am 20. März 1943 ebenfalls in den Gaskammern von Sobibor ermordet.