Günter Siegfried Sternberg
Geboren am 20. August 1932
Geboren in Sachsenhausen, Hessen, Deutschland
Mutter
Rosalie Rahel Sternberg, geb. Mildenberg
Geboren am 13. Juli 1904
Geboren in Voehl, Hessen, Deutschland
Vater
Martin Sternberg
Geboren am 18. Juli 1903
Geboren in Katzenfurt, Hessen, Deutschland
Rosalie Mildenberg wurde am 13 Juli 1904 als jüngstes Kind von Amalie und Salomon Mildenberg geboren. Ihr älterer Bruder Max kam am 6. Januar 1902 zur Welt. 1910 kaufte der Kaufmann Salomon Mildenberg ein Haus oberhalb der Synagoge in Voehl in der Mittelgasse 7. Er war auch Mitglied im Männergesangsverein des Ortes.
Rosalie Mildenberg heiratete am 4. Mai 1931 in der Synagoge in Voehl ihren Mann Martin Sternberg. Ein Jahr später kam ihr Sohn Günter Siegfried zur Welt. Da ihrem Sohn die Schulbildung in Voehl durch die Nationalsozialisten verwehrt wurde, schickten sie ihren 6-jährigen Sohn auf ein jüdische Gymnasium in Frankfurt. Dort wohnte er im jüdischen Kinderheim der Flörsheim-Sickel-Stiftung. Als das Gebäude des Kinderheims 1940 beschlagnahmt wurde, mussten die Schüler in das jüdische Waisenhaus umziehen. Im Oktober 1941 wurde einige der Kinder zurück zu ihren Eltern geschickt, darunter auch der nun 9-jährige Günther.
Im Frühjahr 1942 musste die Familie nach Wrexen in das dortige Sammellager umziehen. Ende Mai fuhren sie mit dem Zug nach Kassel. Dort wurden sie in die `Sammelstelle´ in der Turnhalle des Schulkomplexes in der Kasseler Schillerstraße gebracht. Hier wurden sie registriert und auf Wertsachen durchsucht.
Die Familie Sternberg wurden am Morgen des 1. Juni 1942 mit 505 anderen Jüdischen Menschen aus dem GeStaPobezirk Kassel mit dem Sonderzug „Da 57“ ,über Halle und Chemnitz, wo weitere hunderte Menschen in den Zug gepfercht wurden, nach Sobibor deportiert. Das offizielle Ziel des Transportes war Izbica, ein jüdisches Sztetl im Distrikt Lublin, das den Nazis als Durchgangsghetto diente. Das erste Ziel des Zuges im Distrikt Lublin war das Anschlussgleis des „Alte Flugplatzes“ in Lublin (Teil des Konzentrationslagers Lublin im Ortsteil Majdan Tatarski). Dort wurden ca. 80 Männer zur Zwangsarbeit ausgewählt. Auch Martin Sternberg wurde hier selektiert. Der Zug fuhr anschließend direkt nach Sobibor, wo er am 3. Juni 1942 ankam. Es ist davon auszugehen, dass Rosalie Sternberg und ihr Sohn Günther Siegfried, direkt nach ihrer Ankunft im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurde.
Das Todesdatum von Martin Sternberg ist mit dem 5. September 1942 im deutschen Konzentrationslager Lublin/Majdanek angegeben.
Rosalie Sternbergs Bruder Max Mildenberg wurde Kaufmann, Er war sportlich aktiv in verschiedenen Vereinen. Am 14. Dezember 1930 heiratete er die evangelische Handwerkstochter Marie Luise Thomas. Die Hochzeit war eine evangelische Trauung, 1931 kam die Tochter Gisela zur Welt, die auch evangelisch getauft wurde. Die Beziehung der beiden wurde von Max Mildenbergs Eltern nicht für gut gesehenen, so veränderte sich das Verhältnis zur Familie. Auch nach dem Tod des Vaters 1934, blieb das Verhältnis zu seiner Mutter verhalten.
Einen Tag nach der Reichspogromnacht, am 10. November 1938 wurde Max Mildenberg, sowie sein Schwager Martin Sternberg verhaftet und zunächst nach Kassel gebracht. Zwei Tage später wurden sie in das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar eingewiesen. Erst am 7. Februar 1939 wurde sie aus Buchenwald entlassen und kehrte nach Voehl zurück. Seine Frau konnte durch ein Schreiben des dominikanischen Konsulats und durch die Vorlage des Reisegeldes bei der GeStaPo in Kassel glaubhaft machen, dass er Deutschland verlassen würde. Einige Tage später verließ er Vöhl und ging nach Brüssel und später nach Frankreich. Hier wurde er als irregulärer Ausländer in verschiedenen Lagern im nichtbesetzten Frankreich interniert. Trotz dieser Umstände hielt er Briefkontakt zu seiner Frau in Voehl. Auf das Drängen ihres Mannes und ihres Umfeldes ließ sich Marie Luise Sternberg von ihrem Mann scheiden. Von Deutschland aus wendete sie sich mit Hilfe ihrer Schwägerin und ihres Schwagers, brieflich an eine jüdische Hilfsorganisation in Genf, die ihrem Mann helfen sollte. Dies hatte Folgen: Sie wurden angeklagt, ohne Genehmigung Kontakt ins feindliche Ausland aufgenommen zu haben. Dafür erhielten sie drei- bzw. sechswöchige Haftstrafen.
Ihr Mann kam Ende August/ Anfang September in das Durchgangslager Drancy bei Paris. Von hier aus wurde er, zusammen mit weiteren 999 jüdischen Menschen, am 4. September 1942, mit dem Convoi 28, in das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im besetzten Polen deportiert. Wahrscheinlich wurde er unmittelbar nach seiner Ankunft in Auschwitz-Birkenau zusammen mit 877 jüdischen Menschen in den Gaskammern ermordet wurden. Es gibt keine Dokumente zu Max Mildenberg in der Häftlingskartei in Auschwitz-Birkenau.
Seine Ehefrau lebte zunächst nach dem Krieg mit ihrer Tochter in Wuppertal, 1950 kam sie zurück nach Voehl, wo sie ihren Beruf als Hebamme wieder aufnahm. Ihre Scheidung von Max Mildenberg widerrief sie 1956. Als sie 1975 verstarb, ließ ihre Tochter auf dem Grabsein ihrer Mutter auch den Namen ihres Vaters eingravieren.