
Jeanette Gutmann
Jeanette Gutmann, geborene Kann
Geboren am 26. Mai 1888
Geboren in Mülheim an der Ruhr Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Heiratete 1920
Salomon Max Gutmann
Geboren: 1877
Gestorben im August 1928
3 Kinder
Hans-Josef Gutmann
Geboren am 18. August 1922
Geboren in Krefeld, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Fritz Gutmann (später Frank Goodman)
Geboren am 11. März 1924
Geboren in Krefeld, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Kurt Gutmann
Geboren am 18. Februar 1927
Geboren in Krefeld, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Jeanette Gutmann, wurde 1888 in Mülheim an der Ruhr, als zweitältestes von 9 Kindern, des Metzgerehepaares Simon und Lina Kann geboren. Nach dem Besuch des yzeums folgte ihre weitere Schulbildung an einem jüdischen Mädchenpensionat. Im Jahre 1920 heiratete sie in Krefeld den Samt- und Seidenhändler Salomon Max Gutmann. Das Paar lebte in der Marktstraße 297 in Krefeld. In den folgenden Jahren war sie Hausfrau und bekam 3 Söhne. Bereits im August 1928 starb Salomon Max Gutmann in Folge einer Lungenentzündung. Nun musste die Mutter ihre 3 Kinder von der kümmerlichen Witwen- und Halbwaisenrente ernähren.
Zur Zeit der Weltwirtschaftskrise und Inflation war dies keine leichte Aufgabe, Jeanette Gutmann strickte Tag und Nacht um sich wenigstens etwas Geld dazuzuverdienen. Von 1928 bis 1934 besuchte der Sohn Hans die Jüdische Volksschule in Krefeld. Im Frühjahr 1934 starb ihr eigener Vater, Simon Kann. Die Familie zog dann zur Großmutter nach Mülheim in die Hindenburgstraße 73.
Da Fritz Gutmann die Möglichkeit genommen wurde in Deutschland sein Abitur zu machen, schickte ihn seine Mutter 1934 in das jüdisch-orthodoxe Getrud-Jacobsen Waisenhaus in Glasgow in Schottland. Fritz war damals gerade einmal 10 Jahre alt.
Hans Gutmann besuchte in Mülheim das Realgymnasium von 1934-1936, nach 1936 wurde er von der Schule verwiesen, weil er Jude war. Er begann dann eine Lehre als Elektriker, in einer Firma in Duisburg, der Besitzer dieser Firma war ebenfalls jüdischen Glaubens. Das Unternehmen wurde 1939 in Folge der Pogromnacht geschlossen. Vom Arbeitsamt, wurde der damals 16 jährige, zur Arbeit auf dem Bau verpflichtet, er musste dort Steine für die Maurer das Baugerüst mit Hilfe einer Hucke hoch transportieren. Diese Arbeit verrichtete er bis zum Frühjahr 1942.

Familie Gutmann
Kurt Gutmann besuchte nach 1934 die Volksschule, wo er unter antisemitischen Angriffen von Seiten der Lehrer und Schüler zu leiden hatte, sehr oft wurde er auf dem Nachhauseweg von seinen `Schulkameraden´ geschlagen. Nach der Pogromnacht im November 1938 versuchte Jeanette Gutmann ihre beiden Kinder in einem Kindertransport in Holland unterzubringen, es misslang ihr aber, da ihr die finanziellen Mittel fehlten. Erst im Juni 1939 konnte sie einen Platz für Kurt in einem Kindertransport nach Schottland bekommen. Für sie und ihren Sohn Hans waren alle Bemühungen ins Ausland zu entkommen umsonst. 1940 wurden sie aus dem Haus der Mutter vertrieben und mussten sich zusammen mit ihrem Onkel ein Zimmer im
`Judenhaus´ Delle 29 teilen. Im April erhielt Jeanette Gutmann die Aufforderung sich für den Transport in den Osten bereitzuhalten. Eigentlich stand ihr Sohn Hans nicht auf der Deportationsliste. Er setzte aber durch mit seine Mutter auf Transport gehen zu können. Beide wurden mit dem Transport `DA 52´ vom Bahnhof Düsseldorf Derenfeld, am 22. April 1942, nach Izbica im damaligen Distrikt Lublin deportiert. In Izbica befand sich zu dieser Zeit ein sogenanntes `Durchgangsghetto´ in das verschiedene Transporte mit tausenden jüdischen Menschen aus dem Deutschen Reich und Tschechien gebracht wurden.
Wie der weitere Weg von Jeanette Gutmann und ihrem Sohn Hans war, lässt sich nicht mehr sagen. Im Ghetto von Izbica verliert sich ihre Spur. Viele Menschen starben in der Zeit des Ghettos an den unmenschlichen Bedingungen denen sie hier ausgesetzt waren oder wurden einfach erschossen. Immer wieder gab es Transporte in die deutschen Vernichtungslager in Belzec und auch nach Sobibor.
Kurt Gutmann hat viele Jahre recherchiert was mit seiner Mutter und seinem Bruder passiert ist. Er hat den Stein in Sobibor aufstellen lassen, weil es ihm eine Herzensangelegenheit war, ein Ort zu haben wo sich Menschen, an seine Mutter und seinen Bruder erinnern.
Kurt Gutmann kam 1939 in das selbe Waisenhaus in Schottland, wie sein Bruder 5 Jahre zuvor. Man nahm ihn dort als erstes das Fotoalbum, das ihm seine Mutter mitgegeben hat ab, nichts sollte die Kinder an ihr Elternhaus erinnerte. Das Verhältnis der Brüder war sehr distanziert. Kurt wurde von seinem Bruder oft drangsaliert. Nachdem die ersten deutschen Bomben auf Glasgow fielen, wurden die Kinder in das Fischerdorf Annan, an der schottisch-englischen Grenze, evakuiert. Die Brüder kamen zur Bäckerfamilie. Dem Hausherren gefiel die Art nicht mit der Frank (Fritz musste seinen Namen bei der Ankunft im Waisenhaus 1934 in Frank ändern) seinen Bruder Kurt schikanierte und schickte ihn in eine andere Familie. Über weitere Einrichtungen für jüdische Emigranten kam er wieder nach Glasgow, wo er die Schule mit der 10. Klasse abschloss. Er arbeitete danach in einem Betrieb als Werkzeugmacher, der Marinegeschosse und Windungen für Landungsboote herstellte. Ende 1944 meldete er sich zur englischen Armee und arbeitete als Übersetzer in Triest und später auch in Mülheim in einem englischen Militärstützpunkt. 1948 zog er nach Berlin wo er heiratete und eine Familie gründete.
Frank Goodman (Fritz Gutmann) studierte später Mathematik und Physik und leitete später die Mathematikabteilung des Colleges in Street, Somerset in England. Er hat seine deutsch-jüdische Herkunft immer verschwiegen, er verstarb im September 2002.