Familie Dalberg

Julius Dalberg

Julius Dalberg

Julius Dalberg
Geboren am 21. Mai 1882
Geboren in Essentho, Hessen, Deutschland

heiratete

Bella Dalberg, geborene Nuszbaum
Geboren am 28. Januar 1883
Geboren in Bad Hersfeld, Hessen, Deutschland

Julius Dalberg und seine Frau Bella Dalberg wohnten seit 1911 in der Hohenzollernstraße in Kassel.

Julius Dalberg studierte Jura und arbeitete als Rechtsanwalt. Er war Gemeindeältester der Jüdischen Gemeinde, arbeitete als Redakteur für die „Jüdische Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck“. Historisch interessiert, veröffentlichte er mehrere Aufsätze zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Kassel. Er war kundiger Sammler antiker Kunst und antiquarischer Bücher.
Beruflich stieß er mehrmals mit dem in Kassel lebenden Nazi-Rechtsanwalt Oswald Freisler zusammen. Am 24. März 1933 wurde er im SA Lokal „Bürgersäle“ schwer misshandelt, dieser Vorfall ist im „Braunbuch“ erwähnt:

»Am gleichen Tag wurde der Rechtsanwalt Dalberg in der schwersten Weise mißhandelt und zwar am gleichen Ort und in ähnlicher Weise wie Plaut. Bemerkens­wert ist, daß Dalberg kurze Zeit vorher einen Streit vor Gericht mit dem damaligen Rechtsanwalt, jetzigen Ministerialdirektor Dr. Freisler, gehabt hatte, und daß ihm dies auch während der Mißhandlung vorgehalten wurde. Es bestand also kein Zweifel darüber, daß die Folterung des Rechtsanwalts Dalberg auf direkten Befehl dieses zur damaligen Zeit obersten Führers der Kasseler NSDAP und jetzigen hohen preußischen Beamten erfolgt ist. Dalberg wurde auch sein langer Vollbart abgeschnitten. Die Verletzungen von D. waren so schwer, daß die Ärzte einige Tage befürchteten, ein Bein müßte amputiert werden, doch konnte es glücklicherweise noch gerettet werden. Dalberg leidet heute noch schwer unter den Folgen der Mißhandlungen.«

Am 1. September 1933 wurde er verhaftet und ins Konzentrationslager Breitenau eingeliefert. 2 Wochen später wurde er freigelassen und floh zusammen mit seiner Frau Bella nach Amsterdam. Dort gründete er das jüdisch-wissenschaftliche Antiquariat „ Pampiere Wereld“. Nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Holland, im Mai 1940, wurde das Antiquariat geschlossen.
In Amsterdam waren sie zwischen 8. Januar 1934 – 1. Juni 1943 unter der Adresse, Noorder Amstellaan 31 A III in Amsterdam, gemeldet.

Julius und Bella Dalberg wurden am 1. Juni in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Zusammen wurden sie mit dem 19. Transport der das Lager Westerbork in Richtung des deutschen Vernichtungslagers Sobibor in Polen verließ, am 20. Juli 1943 deportiert. In diesem Transport befanden sich weitere 2007 Menschen, keiner dieser Menschen überlebte die Zeit des Krieges. Es ist anzunehmen, dass Julius und Bella Dalberg, direkt nach ihrer Ankunft im Vernichtungslager Sobibor am 23. Juli 1943 ermordet wurden.

1 – Braunbuch, 230.— Vgl. auch: Prinz, Judenverfolgung in Kassel, 170 f.