Erna Michel

Erna Michel
Geboren am 4. November 1894 als Erna Meyerhoff
Geboren in Volkmarsen, Hessen, Deutschland

Eltern
Betty Meyerhoff, geborene Openheim, geboren 1868
Abraham Meyerhoff, geboren 1866

Heiratete am 23 Oktober 1925 in Volkmarsen

Sigmund Michel
Geboren am 20. August 1888
Geboren in Vetzberg, Hessen, Deutschland
Gestorben am 1. März 1934 in Korbach

Kind

Lieselotte Michel
Geboren am 5. Juli 1926
Geboren in Volkmarsen, Hessen, Deutschland

Liselotte Michel

Liselotte Michel mit ihrer Mutter und Großmutter

Erna Michel lebte zusammen mit ihrer Familie und ihren Eltern in der Geilingstrasse in Volkmarsen. Das Wohnhaus gehörte ihren Eltern, diese betrieben dort seit vielen Jahren einen Gemischtwarenhandel. Bereits im März 1934 verstarb ihr Mann auf einer Geschäftsreise in Korbach, er beging Selbstmord. Das Geschäft der Eltern ging durch die Boykottmaßnahmen der Nationalsozialisten ab dem Jahre 1933 immer schlechter. Die wenigen Kunden die noch im Geschäft einkauften, wurden immer stärker drangsaliert, bis sie es nicht mehr wagten das Geschäft aufzusuchen. Die Familie wurde so immer mehr ihrer Existenzgrundlage entzogen, so das sie in sehr bescheidenen Verhältnissen leben mussten.
Nach den Repressalien in der Pogromnacht am 9. November 1938 wurde die Familie gezwungen, ihr eigenes Haus zu verlassen und in das jüdische Schulhaus zu ziehen, dies betraf auch die anderen jüdischen Bewohner in Volkmarsen.

Die Lebensmittelrationen für die im Schulhaus einquartierten Menschen waren äußerst eingeschränkt, nur mit heimlicher Unterstützung einzelner Nachbarn und Freunde konnten sie sich mit Lebensmitteln versorgen.

Über die Familie Lichtenstein erfuhr Erna Michel von der Möglichkeit das die Kinder nach Holland ausreisen könnten. Am 3. Januar 1939 wurde Lieselotte, zusammen mit Ilse und Inge Lichtenstein, mit einem Kindertransport nach Holland gebracht. Die Kinder kamen in ein Kinderheim in Bergen am Zee und ab März 1939 in ein Kinderheim in Amsterdam. Danach lebte sie 1 ½ Jahre in der Familie des Rabbiners Philip Frank und seiner Frau Bertha in Haarlem und Amsterdam. Von Juni 1941 bis Januar 1943 lebte Lieselotte bei der jüdischen Familie van Spiegel in Deventer. Lieselotte wurde im Frühjahr 1943,  in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Sie kam mit dem 4. Transport am 23. März von Westerbork nach Sobibor deportiert. Der Transport mit weiteren 1249 Menschen erreichte am 26. März Sobibor, wo sie wahrscheinlich direkt nach der Ankunft ermordet wurde.

Halskette von Lieselotte Michel

Halskette von Lieselotte Michel

Die in Volkmarsen verbliebene Erna Michel wurde Ende Mai 1942 in die `Sammelstelle´ in der Turnhalle des Schulkomplexes in der Kasseler Schillerstraße gebracht. Dort wurde sie registriert und durchsucht. Kurz vor ihrer „Abreise“ schenkte Erna Michel eine Kette ihrer Tochter an eine Freundin von Lieselotte.
Am Morgen des 1. Juni 1942 wurde sie mit mit 505 anderen Jüdischen Menschen aus dem GeStaPobezirk Kassel, mit dem Sonderzug „Da 57“ ,über Halle und Chemnitz, wo weitere hunderte Menschen in den Zug gepfercht wurden, nach Sobibor deportiert. Das offizielle Ziel des Transportes war Izbica, ein jüdisches Schtetl im Distrikt Lublin, das den Nazis als Durchgangsghetto diente. Das erste Ziel des Zuges im Distrikt Lublin war das Anschlussgleis des „Alte Flugplatzes“ in Lublin (Teil des Konzentrationslagers Lublin im Ortsteil Majdan Tatarski), dort wurden ca. 80 Männer zur Zwangsarbeit ausgewählt. Der Zug fuhr anschließend direkt nach Sobibor, wo er am 3. Juni 1942 ankam. Es ist davon auszugehen, dass Erna Michel aus Volkmarsen, direkt nach ihrer Ankunft im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurde.

Die Eltern von Erna Michel , Albert und Betty Meyerhoff, wurden am 8 September 1942 nach Theresienstadt und lt. Gedenkbuch des Bundesarchivs am 29. September 1942 nach Treblinka deportiert.