Er erzählte uns von seinen Erfahrungen, seinen Erinnerungen an die Zeit in Auschwitz. Von Hunger und Durst, von Todesangst. Und auch vom Lachen, von den Witzen und Scherzen in seinem Arbeitskommando. Von den Menschen, denen er in Auschwitz begegnete, von Freunden und Peinigern. Und wie er mit der Vergangenheit lebte, diese seine Gegenwart prägte.
1995 fuhren wir erstmals mit unserem Namensgeber Stanislaw Hantz zu den Gedenkstätten in Auschwitz-Birkenau. In beeindruckender Offenheit erinnerte sich der Überlebende an das Lagerleben und brachte uns Geschichte auf sehr persönliche Art nahe. Frei von einfachen Freund- und Feindbildern. Er hat auch hinter das scheinbar Offensichtliche geschaut und Widersprüche aufgenommen und verfolgt. So konnten bei ihm Täter auch Angst haben und Opfer sich von ihren dunkelsten Seiten zeigen. Und dennoch blieb die Klarheit, dass es eben Täter und Opfer gab, und diese Grenzen sich nicht aufheben. Mit seinem Weg seine Vergangenheit zu betrachten, hat Stanislaw Hatz, uns sehr schnell für sich eingenommen und in diesem Sinne auch unsere Arbeit geprägt.
Im Sommer 2008 starb Stanislaw Hantz.
Für das Bildungswerk Stanislaw Hantz e.V. ist der Umgang mit der Vergangenheit im Land der Täter von damals und der Nazi Ideen von besonderem Interesse und nimmt uns in die Verantwortung. Als Nachkriegsgeborene geht es bei uns nicht um persönliche Schuld und Verstrickungen. Im Vordergrund steht für uns Verantwortung für die deutsche Geschichte zu übernehmen, die Erinnerung wach zu halten und dieses Wissen in die Gegenwart einfließen zu lassen.
Dabei ist der offene Blick auf die Fakten und Erkenntnisse über den Holocaust eine Seite, die andere Seite ist die Berücksichtigung der Bedeutung des Völkermords auf die globale Gegenwart. So bleibt die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus für uns kein Geschichtsunterricht, sondern hilft uns die Welt heute zu verstehen und sich in ihr zu verhalten.
Von großer Bedeutung für die Arbeit des Bildungswerkes sind traditionell die Kontakte zu Überlebenden deutscher Konzentrations- und Vernichtungslager.
In unseren zahlreichen Veranstaltungen haben viele Überlebende berichtet. Das soll so bleiben, solange es geht.
Ein weiterer Schwerpunkt sind unsere Veröffentlichungen von Autobiografien und die Organisation von Ausstellungen über Aspekte des Holocausts. Mit den Veröffentlichungen der Überlebendenberichte tragen wir dazu bei ihre Erfahrungen für kommende Generationen zu erhalten .
Seit 1995 fahren wir mit Interessierten zu Stätten des Holocaust: Auschwitz-Birkenau, Lodz, Treblinka, Belzec, Sobibor, Lemberg und Wilna. Unsere Bildungsreisen dienen gleichermaßen der Information, wie auch der emotionalen Annährung und öffnen Räume für Diskussion und Auseinandersetzung für alle Beteiligten. Das Ziel sind nicht nur Antworten sondern vor allem Fragen.
Mittlerweile organisieren wir Bildungsreisen zusammen mit europäischen Kooperationspartnern, vor allem aus Polen und den Niederlanden. Im Rahmen unserer Arbeit haben sich in verschiedenen Orten zahlreiche Kontakte und vielfältige Formen der Zusammenarbeit ergeben.Damit gewinnt die Diskussion mit Menschen aus anderen Ländern für uns zunehmend an Bedeutung. Zentral für uns ist dabei die Frage wie sich Erinnerungsarbeit in Europa vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Verfolgungsgeschichten und der Kollaboration gestaltet.
Eine große Aufgabe für die unmittelbare Zukunft ist für uns die Erinnerungsarbeit und deren Alltagsbezug auf die Zeit ohne Überlebende. Als Weg dorthin zeichnet sich ein solides Fachwissen unserer Referentinnen, immer kombiniert mit den Biografien der Überlebenden.
Unsere Bildungsarbeit lebt zum einen von unserem ehrenamtlichen Engagement. Zum anderen lebt sie von zahlreichen Spenden. Vor allem aber lebt sie aufgrund eines weit verzweigten Netzes von UnterstützerInnen, die unsere Arbeit erst möglichen machen.
Weitere Informationen finden sich auf unserer Homepage: www.bildungswerk-ks.de