Samuel Weksler
geboren am 6. Oktober 1940 in Stary Święciany, Litauische Sozialistische Sowjetrepublik, heute Švenčionių, Litauen
ermordet im September 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor
Familie
Lebensdaten
Biografie
Samuel Weksler wurde am 6. Oktober 1940 in Stary Święciany, einer Kleinstadt in der Nähe von Wilna, heute Hauptstadt von Litauen, geboren. Seine Mutter Batia Wekslera wurde ebenfalls in Stary Święciany geboren. Sie hatte seinen Vater Jakub Weksler geheiratet. Jakub Weksler war ein angesehener Schneider in der Stadt. Die Mutter Batia Wekslera kümmerte sich vermutlich um den Haushalt. Samuel war der Erstgeborene. Der jüngere Ramuald wurde später nach ihrer Verschleppung ins Ghetto von Święciany geboren, das nach Kriegsbeginn eingerichtet worden war.
1939 fiel das Gebiet um Wilna an Litauen, das sich 1940 an die UdSSR anschloss und sich nun Litauische Sozialistische Sowjetrepublik nannte. Dazu gehörte auch die Stadt Stary Święciany. Schon nach der Eingliederung in die UdSSR, noch vor dem Einmarsch der Deutschen, wurden im Land über vierzig Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung durch antisemitische litauische Banden und Organisationen verübt.
Im Ghetto von Święciany
Zu Beginn der Deutschen Besatzung 1941 lebten etwa 220.000 Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet von Litauen. Im Juni begannen die Deutschen mit Unterstützung von litauischen Helfern ihre brutalen Mordaktionen gegen die jüdische Bevölkerung. Diesen Aktionen fielen bis Ende des Jahres weit über 150.000 Jüdinnen und Juden zum Opfer. In einer makabren Liste eines deutschen Kommandoführers., dem sogenannten „Jäger-Bericht“, listete dieser auch die Ermordeten aus dem Bezirk „Svenciani“ auf: 1169 jüdische Männer, 1840 Frauen, 717 Kinder.
Die deutschen Besatzer ließen vorerst etwa 560 arbeitsfähige, für sie nützliche jüdische Menschen am Leben, die im Ghetto in Swiecany eingesperrt wurden. Sein Vater Jakub Weksler war einer von ihnen. Er musste für die deutschen Besatzer schneidern und konnte so seine Familie vorerst vor dem Tod bewahren.
Im Ghetto Wilna
In den ersten Monaten des Jahres 1943 wurde das Ghetto Święciany aufgelöst und die wenigen übriggebliebenen jüdischen Menschen wurden in die großen Ghettos oder Arbeitslager in Wilna und Kaunas verbracht. Ein Großteil der aus Święciany Verschleppten wurde allerdings in den Wäldern von Ponar ermordet, einer großen Erschießungsstätte außerhalb Wilnas. Die Familie Weksler wurde ins Ghetto Wilna verschleppt. Ein anderer Überlebender des Wilnaer Ghettos erinnerte sich später an die Familie Weksler: Sein Vater Jakub lebte zusammen mit seiner Mutter und ihm, dem dreijährigen Sohn, in derselben Wohnung wie er im Ghetto.
Bevor die Familie Weksler im April 1943 nach Vilnius verschleppt wurde, gab Samuels Mutter Batia den wenige Wochen alten kleinen Bruder Ramuald an das polnische Ehepaar Pjotr und Emilia Waszkinel. Sie appellierte an das polnische Ehepaar mit der Bitte: „Retten sie dieses jüdische Baby im Namen des Juden Jesus, an den Sie glauben. Wenn der Kleine groß ist, werden Sie erleben, dass er Priester wird.“
Verschleppung und Tod des Vaters
Im Juli 1943 wurde sein Vater Jakub Weksler aus dem Wilnaer Ghetto in das im März desselben Jahres errichtete deutsche Konzentrationslager Riga-Kaiserwald verbracht. Im September 1944 wurden die Häftlinge des Lagers vor der vorrückenden Roten Armee in das deutsche Konzentrationslager Stutthof bei Danzig verschleppt. Dort wurde sein Vater Jakub Weksler Anfang 1945, vermutlich auf einem der Todesmärsche kurz vor Befreiung, ermordet.
Ermordung in Sobibor
Seine Mutter Batia Weksler und er selbst wurde als 3-Jähriger wahrscheinlich im September 1943 aus dem Ghetto von Wilna in die deutsche Mordstätte Sobibor verschleppt. Dort wurde er zusammen mit seiner Mutter unmittelbar nach ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordet.
Der überlebende Bruder Ramuald
Ramuald, sein jüngerer Bruder war, ein halbes Jahr vor Samuels Verschleppung und Ermordung, im März 1943 in Pflege gegeben worden. Er überlebte den Krieg bei dem polnischen Ehepaar Piotr und Emilia Waszkinel. Für sie war er wie ein eigener Sohn. Er ergriff tatsächlich den Beruf des Priesters. Bis ins Jahr 1978 wusste er nichts von seinen jüdischen Wurzeln. Die Ziehmutter konnte sich allerdings nicht an den Namen der Eltern erinnern. Aber sie erinnerte sich daran, dass sein Vater Schneider war und er einen Bruder namens Samuel hatte. Erst nach dem politischen Umbruch in Polen war es möglich weitere Nachforschungen anzustellen. Die befreundete Ordensfrau Klara Jaroszyńska arrangierte bei einem Israelbesuch ein Treffen von Überlebenden aus Swiecany. Bei diesem Anlass fand sie einen Bruder und eine Schwester von Jakub Weksler, die beide in Israel lebten.
Im Museum „Polin“ für die Geschichte der polnischen Juden in Warschau sind zwei Ausstellungsstücke aus dem Eigentum der Familie Weksler erhalten. Es handelt sich um eine Waage und einen Samowar.
Verwendete Dokumente und Literatur