Oskar Selowsky
geboren am 19. Dezember 1891 in Dresden, Sachsen, Deutschland
ermordet am 13. März 1943 im deutschen Mordlager Sobibor
Familie
Lebensdaten
Der 4. Geburtstag von Oskars Tochter Karin, das Mädchen mit dem weißen Hut vorn links, ihr Bruder Peter hinten Mitte. Emmy van Hoorn ganz rechts und daneben Reni Jeidels, die Kinder der befreundeten Familien
Eleonora Selwosky, Oskars Ehefrau
Stolpersteine für die Familie Selowsky in der Julianalaan in Delft
Biografie
Oskar Selowsky wurde 1891 in Dresden geboren.
Die jüdische Geschichte Dresdens reicht zurück bis ins 12. Jahrhundert. Bereits im 13. Jahrhundert gab es eine Synagoge, im 19. Jahrhundert erbaute Gottfried Semper auf deren Fundamenten die neue Synagoge, die in der Reichspogromnacht 1938 zerstört wurde. 1933 lebten etwa 5.000 Jüdinnen und Juden in Dresden. Die erste Deportation fand im Januar 1942 statt, sie hatte das Ghetto Riga zum Ziel. Bei Ende des Krieges lebten vierzig jüdische Bürgerinnen und Bürger in Dresden.
Oskar Selowsky wurde als ältestes Kind von Elli und Heinrich Selowsky geboren. Seine beiden jüngeren Brüder Ernst Richard und Heinz Kurt kamen 1895 und 1903 ebenfalls in Dresden zur Welt. Sein Vater Heinrich führte mit seinem Bruder den ‚Tabakhandel – Gebrüder Selowsky‘. Nach dem Tod des Vaters übernahmen Oskar und Richard Selowsky das Geschäft, das allerdings 1924 in Konkurs ging.
Emigration in die Niederlande
Oskar Selowsky ehelichte im Oktober 1923 die aus Düsseldorf stammende Eleonora Eichenberg. Bei der Geburt ihres ältesten Sohnes Peter im Jahr 1925 lebte die Familie noch in Dresden. 1929, also noch vor der Geburt der Tochter Karin, emigrierte die Familie in die Niederlande und ließ sich in Delft nieder. Hier wohnten sie in der heutigen Julianalaan 74. 1931 wurde dann ihre Tochter Karin geboren.
In der Nachbarschaft wohnten zwei weitere deutsch-jüdische Familien, zu denen die Selowskys engen Kontakt pflegten. Das waren die Familie Van Hoorn mit ihren beiden Kindern und Familie Jeidels mit Tochter Reni und der Großmutter Jenny Jeidels-Stamm.
Am 14. Juli 1933 wurde den Selowskys die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
Oskar Selowsky arbeitete in der Farbenfabrik in Delft. Seine Ehefrau Eleonora war Physiotherapeutin. Sie legte 1937 die entsprechende Prüfung ab. Sie annoncierte ihre Dienste in der Zeitung und behandelte ihre Patientinnen und Patienten zuhause.
1938 starb Oskars Mutter in Dresden, seine beiden Brüder wanderten im selben Jahr noch von Dresden nach Südamerika aus.
Von Sohn Heinrich Peter ist bekannt, dass er Briefmarken sammelte und sich mit seiner Bienenzucht beschäftigte. Er machte 1939 seinen Abschluss am Delfter Gymnasium.
Die Tochter Karin war mit dem Nachbarskind Reni Jeidels befreundet. Später erinnerte Reni ihre Freundin Karin als ein süßes Mädchen mit großen braunen Augen. Von ihr stammt auch die Information, dass es in der Wohnung der Selowskys ein lebensgroßes Porträt der Ehefrau Elenora mit ihrem Baby Karin auf dem Schoß gab.
Die Ehefrau Eleonora Selowsky setzte sich für geflüchtete jüdische Kinder ein, die nach der Pogromnacht mit den Kindertransporten aus Deutschland in die Niederlande kamen. Schon am 17.11.1938 rief sie mit einer Anzeige in der Delfter Zeitung dazu auf, deutsche Kinder bei sich aufzunehmen.
Im Mai 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht die Niederlande. Das hatte für die jüdische Bevölkerung Schritt für Schritt zur Folge, dass sie ausgegrenzt, entrechtet, beraubt und verfolgt wurde.
Deportation nach Sobibor
Zu Beginn des Jahres 1943 musste die befreundete Familie Van Hoorn ihr Haus für die deutschen Besatzer räumen und zog mit ihren zwei Kindern zu den Selowskys. Anfang März 1943 wurden die beiden Elternpaare von der niederländischen Polizei verhaftet. Die Kinder gingen zu Fuß zur Polizeistation, um bei ihren Eltern zu sein. Beide Familien wurden zusammen mit ihren Kindern nach Westerbork verschleppt.
Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Juden und Jüdinnen in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor.
Am 10. März mussten Oskar Selowsky und seine Frau Eleonore mit ihren beiden Kindern und der Großmutter der befreundeten Familie, Jenny Jeidels, im 2. Transport zusammen mit tausend weiteren Jüdinnen und Juden die Fahrt nach Sobibor antreten. Die Fahrt im Viehwaggon dauerte drei Tage. Die Familie Selowsky und Jenny Jeidels-Stamm wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft, am 13 März 1943, im Sobibor ermordet. Die Familie Van Hoorn wurde zwei Wochen später deportiert. Am 23. März verließen sie Westerbork und kamen drei Tage später in Sobibor an, wo man sie unmittelbar nach der Ankunft ermordete.
Im November 2021 wurden in Delft auf der Julianalaan vier Stolpersteine zur Erinnerung an die Familie Selowsky verlegt. Die Stolpersteine für die Familie Van Hoorn wurden vor ihrem Haus verlegt, aus dem sie von den Deutschen verjagt wurden.
Verwendete Dokumente und Literatur