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Walter Poppert

geboren am 26. März 1914 in Dortmund, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
ermordet im Oktober 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor

Familie

Ehefrau: Gertrud Poppert, geb. Schönborn geboren am 29. Juni 1914 in Dortmund, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet im Oktober 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Vater: Sigmund Poppert geboren am 5. Dezember 1879 in Wisch, Gelderland, Niederlande ermordet am 3. Dezember 1942 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau Mutter: Selma Poppert, geb. Rauner geboren in Rheinböllen, Rheinland-Pfalz, Deutschland gestorben am 6. April 1924 in Dortmund, Nordrhein-Westfalen, Deutschland Stiefmutter: Olga Poppert, geb. Rauner geboren am 23. Mai 1888 in Hargesheim, Rheinland-Pfalz, Deutschland ermordet am 3. Dezember 1942 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau Bruder: Erich Karl Poppert geboren am 20. April 1912 in Dortmund, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 14. Mai 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor Stiefschwester: Ilse Selma Martha Poppert geboren am 29. März 1927 in Dortmund, Nordrhein-Westfalen, Deutschland ermordet am 3. Dezember 1942 in der deutschen Mordstätte Auschwitz-Birkenau

Lebensdaten

1914 Geburt in Dortmund 1924 Tod der leiblichen Mutter Selma 1924 Geburt der Stiefschwester Ilse Selma 1925 Wiederverheiratung seines Vaters 1933 Flucht des Bruders Erich nach Zaandam/Niederlande 1934 Heirat des Bruders mit Herta Speier 1935 Geburt der Nichte Sonja 1938 Auswanderung mit Familie in die Niederlande 1940 Heirat mit Gertrud Schönborn 1941 Zwangsumsiedlung der übrigen Familie von Zaandam nach Amsterdam 1941 Bruder und Schwägerin arbeiten im Untergrund 1942 Nichte Sonja taucht bei einer Familie in Vught unter 1942 Verhaftung und Verschleppung des Vaters, seiner Stiefmutter und Stiefschwester nach Westerbork 1942 Tod des Vaters und dessen Familie und Auschwitz 1943 Verhaftung und Verschleppung nach Westerbork 1943 Deportation nach Sobibor 1943 Zwangsarbeit und Tod in Sobibor 1943 Verhaftung und Verschleppung des Bruders nach Sobibor 1943 Zwangsarbeit und Tod des Bruders in Dorohucza 1943 Verhaftung und Zwangsarbeit der Schwägerin Herta in Vught 1944 Verschleppung und Zwangsarbeit der Schwägerin in Auschwitz
Porträtfoto
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Stolpersteine für Trude und Walter Poppert vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Hohe Straße 61a in Dortmund


Porträtfoto


Walters Ehefrau Gertrud


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Brief den Gertud und Walter Poppert im August 1943 aus dem Lager Sobibor an Gertrudes Vater Anton Schönborn in Dortmund geschrieben haben


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Brief den Walter Poppert im Juni 1943 aus dem Lager Sobibor an Gertrudes Vater Anton Schönborn in Dortmund geschrieben hat


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Biografie

Walter Michel Poppert wurde 1914 in Dortmund als jüngster Sohn von Selma und Siegmund Poppert geboren. Sein Bruder Erich Karl war zwei Jahre älter. Sein Vater Siegmund war in den Niederlanden aufgewachsen. So hatte die Familie die Möglichkeit, die Zeit des Ersten Weltkrieges teilweise in den Niederlanden zu verbringen. Die beiden Söhne hatten aufgrund der Herkunft des Vaters die niederländische Staatsbürgerschaft. Der Vater betrieb ein Handelsgeschäft, seine Frau Selma war von Beruf Krankenschwester. Kurz nach Walters 10. Geburtstag starb seine Mutter Selma in Dortmund. Ein Jahr nach ihrem Tod heiratete Walters Vater seine Schwägerin Olga. Walters Stiefschwester Ilse Selma Marta Poppert kam im Jahr 1924 zur Welt.


Walter Michel lernte seine spätere Frau Gertrud, Rufname Trude, Schönborn in Dortmund kennen. Sie war die Tochter des Kaufmanns Anton Schönborn und seiner Frau Selma. Gertrud hatte noch eine Schwester, sie hieß Hilde. Ihr Vater Anton war katholisch, ihre Mutter Selma war jüdischen Glaubens.




Flucht in die Niederlande

Walters älterer Bruder Erich lebte mit seiner Familie bereits ab 1933 in Zaandam in den Niederlanden. Als die Verfolgung und Repressionen gegen die jüdische Bevölkerung im deutschen Reich immer bedrohlicher wurden, entschloss sich 1938 auch Walter Poppert in die Niederlande auszuwandern. Sein Vater, seine Stiefmutter und seine Stiefschwester zogen ebenfalls nach Zaandam zu Walters Bruder.


Walter ließ sich in Amsterdam nieder. Seine Braut Gertud kam wenige Wochen später nach. Im Dezember 1938 heirateten die beiden. Walter betrieb in Amsterdam ein Konfektionsgeschäft. Im Mai 1940 besetzten die Nationalsozialisten die Niederlande. Die Jüdinnen und Juden in den Niederlanden wurden auch hier verfolgt und ihrer Rechte beraubt. Walters Familie in Zaandam musste 1941 ihre Häuser verlassen und nach Amsterdam ziehen. Die letzte Meldeadresse von Walter und Trude Poppert war in der Utrechtschedwarsstraat 113 in Amsterdam.


Ende 1942 wurden Walter und Trude verhaftet und nach Westerbork verschleppt. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Juden und Jüdinnen in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt.19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor.




Deportation nach Sobibor

Am 18. Mai 1943 mussten sie in Westerbork mit weiteren 2009 Jüdinnen und Juden, in einen Deportationszug steigen. Nach einer dreitägigen Fahrt in Viehwaggons erreichte der Zug die Mordstätte Sobibor im heutigen Ostpolen. An der Rampe im Mordlager wurden alle aus den Waggons geholt und selektiert. Die meisten von ihnen wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordet. Einige wenige der Deportierten wurden zur Zwangsarbeit im Lager ausgesucht, unter ihnen waren auch Gertrud und Walter.


Aus Postkarten, die beide im Juni und August 1943 an Gertruds Vater nach Dortmund schickten, weiß man, dass Gertrud im Lager die Kaninchen versorgen musste und Walter als Vorarbeiter im Waldkommando im Lager eingesetzt wurde. Die beiden Karten waren das letzte Lebenszeichen von Gertrud und Walter Poppert. Sie erreichten Gertruds Vater vermutlich erst nach dem Tod von Walter und Gertrud.


Es sind nur wenige Postkarten aus den Mordlagern der Aktion Reinhardt erhalten. Meistens gingen sie an Empfänger in die Niederlande oder ins Deutsche Reich. Ihr Weg führte über die Reichsvereinigung der Juden in Berlin, die sie dann weiterleiteten. Diese Postkarten mussten in deutscher Sprache verfasst sein und durften keine Hinweise auf die widrigen Lebensbedingungen oder die Morde in den Lagern enthalten. Es sind vier weitere Postkarten von Trude und Walter erhalten, die an Freunde in Amsterdam gerichtet waren.


Wann Walter und Gertrud Poppert genau verstarben oder ermordet wurden, ist nicht bekannt. In Gedenkbuch des Bundesarchivs ist als Todesdatum der 30.11.1943 angegeben. Die Postkarte blieb das letzte Lebenszeichen des Ehepaars aus Dortmund. In einer Aussage von Selma Engel, einer Überlebenden des Mordlagers, wurden die beiden erwähnt und dass sie zum Zeitpunkt des Aufstandes noch lebten. Am 14. Oktober verloren sich die Spuren von Gertrud und Walter Poppert.




Die Familie

Walters Vater Siegmund, seine Stiefmutter Olga und seine Stiefschwester Ilse Selma Poppert wurden bereits im Herbst 1942 verhaftet und nach Westerbork verschleppt. Sie mussten am 30. November 1942 einen der Züge besteigen, deren Ziel die deutsche Mordstätte Auschwitz-Birkenau war. Dieser Deportationszug kam am 2. Dezember in Auschwitz an. Es ist davon auszugehen, dass Siegmund, Olga und Ilse Selma Poppert unmittelbar nach ihrer Ankunft in Auschwitz ermordet wurden.


Walters älterer Bruder Erich Karl Poppert war bereits 1933 in die Niederlande ausgewandert. Er wohnte in Zaandam. 1934 heiratete er in der Zaandamer Synagoge die in Fritzlar in Hessen/Deutschland geborene Herta Speier. Ein Jahr später kam ihre Tochter Sonja Selma zur Welt. Nach seiner Auswanderung hatte Erich Karl eine Damenhutfabrik in Zaandam gegründet. Seine Frau Hertha half im Betrieb mit, ihre kleine Tochter Sonja erzogen sie katholisch und ließen sie 1940 taufen. Trotzdem wurde ihr 1941 nicht erlaubt eine christliche Schule zu besuchen. 1941 mussten sie Zaandam verlassen und zogen nach Amsterdam. Das Paar arbeitete im Untergrund. Sie versuchten belgische Ausweise zu besorgen, um jüdischen Menschen dabei zu helfen die Niederlande zu verlassen. Ihr Schmuggel flog auf. Erich konnte mit seiner kleinen Tochter rechtzeitig untertauchen, seine Frau wurde verhaftet. Einige Zeit später wurde Erich verraten und auch verhaftet. Tochter Sonja konnte fliehen und wurde bei einer katholischen Familie in Vught aufgenommen. Erich Poppert wurde nach seiner Verhaftung nach Westerbork gebracht. Anfang Mai 1943 wurde er nach Sobibor verschleppt und dort an der Rampe zur Arbeit ausgesucht. Sein letztes Lebenszeichen ist eine Postkarte aus dem SS-Arbeitslager Dorohucza, etwa fünfzig Kilometer von Sobibor entfernt. Von Dorohucza aus wird er noch in das Arbeitslager Trawniki verschleppt, dort verlieren sich seine Spuren.


Walters Schwägerin Herta Poppert, geborene Speier, wurde im Februar 1943 im Konzentrationslager Vught interniert, wo sie für die Firma Philips arbeitete. Ihr Arbeitskommando wurde im Juni 1944 nach Auschwitz verlegt. Sie überlebte die folgenden Monate bis Kriegende in verschiedenen Konzentrations- und Arbeitslagern. Herta Poppert-Speier starb am 6. Dezember 1991 in Cannes in Frankreich.




Text der Postkarte vom 20.6.1943 an Gertruds Vater


Meine Lieben!


Trude sowie ich schreiben hier aus einem Arbeitslager  und hoffen wir, dass es Euch lb. Eltern etc. gesundheitlich etc. genau so geht wie uns. Wir arbeiten hier, doch macht euch keine Sorgen. Essen & Behandlung ist sehr gut und korrekt. Selbst Sport betreiben wir. Hoffentlich empfangen wir bald Post von Euch. Was soll ich weiter schreiben. Ihr wisst von alles Belangreiche & verbleiben wir mit vielen herzl. Grüssen & Küssen

Euer Walter




Text der Postkarte vom 31.8.1943 an Gertrudes Vater


Lieber Vater!


Hoffentlich hast d[…]
vorigen Bericht empfangen[…]
wollen wünchen, dass[…]      
heutigen Zeit Dich[…]
erreichen. Es geht uns[…]
zufriedenstellend[…]
dasselbe. Ich arbeite[…]
Wochen auf einem[…]
[…]Kaninchen ver[…]
ist interessant[…]
habe die Tiere gerne & verrichte
ich die Arbeit mit liebe. Walter
ist Vorarbeiter von einem
Waldarbeiterkkommando & sind
wir jeden Mittag & Abend
zusammen. Ich & wir hoffen,
von Euch bald zu Hören


Trude & Walter




Verwendete Dokumente und Literatur

Website des Archivs ITS Arolsen

Website Gedenkbuch des Bundesarchivs

Website Joods Monument

Website Jüdisches Dortmund

NaturFreunde Ortsgruppe Kreuzviertel Hg., Erinnern und  Gedenken an Opfer des Terrors der Nationalsozialisten im Kreuzviertel,  zusammengestellt von Georg Bückle

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