Gertrud `Trude´ Poppert, geborene Schönborn
geboren am 29. Juni 1914 in Dortmund, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
ermordet im Oktober 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor
Familie
Lebensdaten
Stolpersteine für Gertrud und Walter Poppert vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Hohe Straße 61a in Dortmund
Gertrudes Ehemann Walter
Brief den Gertud und Walter Poppert im August 1943 aus dem Lager Sobibor an Gertrudes Vater Anton Schönborn in Dortmund geschrieben haben
Brief den Walter Poppert im Juni 1943 aus dem Lager Sobibor an Gertrudes Vater Anton Schönborn in Dortmund geschrieben hat
Biografie
Gertrude Trude Poppert wurde 1914 in Dortmund als jüngste Tochter von Anton und Selma Schönborn geboren. Ihr Vater Anton war Kaufmann und katholischen Glaubens, ihre Mutter Selma war Jüdin. Gertrud hatte eine drei Jahre ältere Schwester, sie hieß Hilde. Beide Schwestern arbeiteten nach ihrem Schulabschluss als Kontoristinnen. Gertrud lernte ihren späteren Ehemann Walter Michel in Dortmund kennen.
Flucht in die Niederlande
Als die Verfolgung und Repressionen gegen die jüdische Bevölkerung immer bedrohlicher wurde, entschloss sich 1938 ihr Bräutigam Walter Poppert in die Niederlande auszuwandern. Sein älterer Bruder lebte bereits in Zaandam. Sein Vater, seine Stiefmutter und seine Stiefschwester zogen ebenfalls nach Zaandam zu Walters Bruder.
Walter ließ sich in Amsterdam nieder. Gertud kam wenige Wochen später nach. Im Dezember 1938 heirateten die beiden. Walter betrieb in Amsterdam ein Konfektionsgeschäft. Im Mai 1940 besetzten die Nationalsozialisten die Niederlande. So wurden die Jüdinnen und Juden auch in den Niederlanden verfolgt und ihrer Rechte beraubt. Walters Familie in Zaandam musste 1941 ihre Häuser verlassen und nach Amsterdam ziehen. Die letzte Meldeadresse von Walter und Trude Poppert war in der Utrechtschedwarsstraat 113 in Amsterdam.
Ende 1943 wurden Gertrud und Walter verhaftet und nach Westerbork verschleppt. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Juden und Jüdinnen in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt.19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor.
Deportation nach Sobibor
Am 18. Mai 1943 mussten sie in Westerbork mit weiteren 2009 Jüdinnen und Juden, in einen Deportationszug steigen. Nach einer dreitägigen Fahrt in Viehwaggons erreichte der Zug die Mordstätte Sobibor im heutigen Ostpolen. An der Rampe im Mordlager wurden alle aus den Waggons getrieben und ermordet. Einige wenige der Deportierten wurden zur Zwangsarbeit im Lager ausgesucht, unter ihnen waren auch Gertrud und Walter.
Aus Postkarten, die beide im Juni und August 1943 an Gertruds Vater nach Dortmund schickten, weiß man, dass Gertrud im Lager die Kaninchen versorgen musste und Walter als Vorarbeiter im Waldkommando im Lager eingesetzt wurde. Die beiden Karten sind das letzte Lebenszeichen von Gertrud und Walter Poppert. Sie erreichten den Vater vermutlich erst nach dem Tod Von Getrud und Walter.
Es sind nur wenige Postkarten aus den Mordlagern der Aktion Reinhardt erhalten. Meistens gingen sie an Empfänger in die Niederlande oder ins Deutsche Reich. Ihr Weg führte über die Reichsvereinigung der Juden in Berlin, die sie dann weiterleiteten. Diese Postkarten mussten in deutscher Sprache verfasst sein und durften keine Hinweise auf die widrigen Lebensbedingungen oder die Morde in den Lagern enthalten. Es sind vier weitere Postkarten von Trude und Walter erhalten, die an Freunde in Amsterdam gerichtet waren.
Wann Gertrud Poppert und ihr Mann genau verstarben oder ermordet wurden, ist nicht bekannt. In Gedenkbuch des Bundesarchivs ist als Todesdatum der 30.11.1943 angegeben. Die Postkarte bleibt das letzte persönliche Lebenszeichen des Ehepaars aus Dortmund. In einer Aussage von Selma Engel, einer Überlebendes des Mordlagers, kurz nach dem Krieg, werden die beiden erwähnt, dass sie zum Zeitpunkt des Aufstandes noch lebten. Am 14. Oktober verlieren sich die Spuren von Gertrud und Walter Poppert.
Die Familie
Gertrudes Mutter und ihr Vater lebten in Dortmund. Der Status der „Mischehe“ half ihnen eine gewisse Zeit lang, dass ihre Mutter von Verhaftung und Deportation verschont blieb. Dies änderte sich im Spätsommer 1944. Am 30.September 1944 wurde auch ihre Mutter verschleppt. Zum Ziel der Deportation gibt es unterschiedliche Angaben. Sie kehrte nach Kriegsende nach Dortmund zurück, wo sie 1966 verstarb. Gertruds Vater Anton wurde zum 1. Oktober 1944 von seiner Wohnung abgemeldet. Wenige Wochen später starb Anton Schönborn an den Folgen einer Herzerkrankung.
Gertruds Schwester Hilde heiratete den aus Dortmund stammenden Erich Fränkel, dessen Eltern zu christliche Glaubensvereinigungen konvertiert waren. Das Paar überlebte den Krieg. Sie wanderten 1951 in die USA aus.
Text der Postkarte vom 20.6.1943 an Gertruds Vater
Meine Lieben!
Trude sowie ich schreiben hier aus einem Arbeitslager und hoffen wir, dass es Euch lb. Eltern etc. gesundheitlich etc. genau so geht wie uns. Wir arbeiten hier, doch macht euch keine Sorgen. Essen & Behandlung ist sehr gut und korrekt. Selbst Sport betreiben wir. Hoffentlich empfangen wir bald Post von Euch. Was soll ich weiter schreiben. Ihr wisst von alles Belangreiche & verbleiben wir mit vielen herzl. Grüssen & Küssen
Euer Walter
Text der Postkarte vom 31.8.1943 an Gertrudes Vater
Lieber Vater!
Hoffentlich hast d[…]
vorigen Bericht empfangen[…]
wollen wünchen, dass[…]
heutigen Zeit Dich[…]
erreichen. Es geht uns[…]
zufriedenstellend[…]
dasselbe. Ich arbeite[…]
Wochen auf einem[…]
[…]Kaninchen ver[…]
ist interessant[…]
habe die Tiere gerne & verrichte
ich die Arbeit mit liebe. Walter
ist Vorarbeiter von einem
Waldarbeiterkkommando & sind
wir jeden Mittag & Abend
zusammen. Ich & wir hoffen,
von Euch bald zu Hören.
Trude & Walter
Verwendete Dokumente und Literatur
Website des Archivs ITS Arolsen
Website Gedenkbuch des Bundesarchivs
NaturFreunde Ortsgruppe Kreuzviertel Hg., Erinnern und Gedenken an Opfer des Terrors der Nationalsozialisten im Kreuzviertel, zusammengestellt von Georg Bückle