Siegfried Bastheim
geboren am 5. Januar 1877 in Hofgeismar, Hessen, Deutschland
ermordet am 4. Juni 1943 im deutschen Mordlager Sobibor
Familie
Lebensdaten
Biografie
Siegfried Bastheim stammte aus Hofgeismar. Er war das jüngste von fünf Kindern von Sara und Simon Bastheim. Seine Eltern betrieben in Hofgeismar ein Geschäft für landwirtschaftliche Bedarfsgüter. Sein Vater stammte aus dem Dorf Hümme bei Hofgeismar. Dieser war am 4. Juli 1842 geboren worden und verstarb mit 34 Jahren am 4. Juli 1877 in Hofgeismar. Das war ein halbes Jahr nach Siegfrieds Geburt. Seine Mutter, geb. 1840, war eine geborene Heilbrunn. Sie überlebte ihren Ehemann um 50 Jahre. Sie verstarb am 31. Mai 1927 in Hofgeismar. Seine beiden Onkel, Brüder des Vaters, Louis (1869- 1950) und Gustav (1870 - 1943) lebten in den USA. Seine Tante Hedwig, geboren 1873, verstarb 1940, die genauen Umstände sind nicht bekannt. Die Todesursache seiner Tante Johanna Frankel, geborene Bastheim, Jahrgang 1871, ist ebenfalls unbekannt.
Nach seiner Schulausbildung besuchte Siegfried Bastheim eine Maschinenbauschule und ließ sich zum Ingenieur ausbilden. 1910 zog er nach Dortmund und gründete dort eine Kettenfabrik in der Münsterstraße 259.
1921 heiratete er Erna Sachs. In den folgenden Jahren wurden ihre drei Kinder Paul Werner, Johanna und Marianne geboren. 1928 zog die Familie nach Dortmund-Hörde. Nach dem Konkurs seiner Firma im Jahr 1932 zog die Familie ins benachbarte Herdecke.
Flucht in die Niederlande
1934 floh die Familie Bastheim nach Den Haag in die Niederlande. Siegfried Bastheim arbeitete als Importeur für technische Artikel. Die Kinder besuchten in Den Haag die Schule. Mit der Besatzung der Niederlande durch die Nationalsozialisten im Mai 1940, veränderte sich die Situation der Familie drastisch. 1941 mussten die Kinder die Schule verlassen und die Familie nach Bussum umziehen. Sohn Paul Werner Bastheim machte eine Ausbildung zum Elektriker.
Im Sommer 1942 wurde die Familie getrennt. Ehefrau Erna und Sohn Paul Werner und Tochter Johanna wurden im polizeilichen Durchgangslager Westerbork interniert. Er selbst und seine Tochter Marianne wurden in das Ghetto Asterdorp im Norden Amsterdams gebracht.
Die Verschleppung der Familienmitglieder
Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Kamp Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen vor allem der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Jüdinnen und Juden in die deutschen Todeslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 107.000 Jüdinnen und Juden in den Osten verschleppt – 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. 65 Transporte mit 57.000 Jüdinnen und Juden verließen Westerbork mit dem Ziel Auschwitz-Birkenau.
Ehefrau Erna, Sohn Paul Werner und Tochter Johanna Bastheim blieben nur kurze Zeit in Westerbork. Am 10. August 1942 wurden sie in das deutsche Konzentrations- und Todeslager Auschwitz verschleppt.
Im Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1940-1945 von Danuta Czech heißt es unter dem 11. August 1942 zu diesem Transport, dass nach der Selektion u.a. 164 Männer, die die Nummern 57944 bis 58074 erhielten als Häftlinge ins Lager eingewiesen, und die übrigen Deportierten in den Gaskammern getötet wurden.
Von dem 18-jährigen Paul Werner Bastheim ist bekannt, dass er mit der Häftlingsnummer 57926 ins Lager aufgenommen wurde. Er floh todesmutig vier Tage nach seiner Ankunft aus dem Lager, ohne Hilfe, ohne polnische Sprachkenntnisse, ohne Kontakte in eine ihm fremde Gegend. Nur einen Tag später wurde er wieder aufgegriffen, kam in das Gefängnis in Myslowice, ein Ort etwa 35 Kilometer von Auschwitz entfernt. Von dort aus wurde er zurück ins Lagergefängnis von Auschwitz verbracht und im sogenannten Bunker, in Block 11 eingesperrt. Nach drei Tagen Bunkerhaft wurde er in die Strafkompanie eingewiesen. Die Versetzung in die Strafkompanie bedeutete wegen der eklatant verschärften Lebens- und Arbeitsbedingungen den schnellen Tod.
Vater Siegfried und seine Tochter Marianne Bastheim wurden am 25. Mai 1943 in das polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Nach nur fünf Tagen, am 1. Juni, wurden auch sie in Viehwaggons gepfercht. Am 4. Juni erreichte der Zug mit weiteren 3004 Kindern, Frauen und Männern das Mordlager Sobibor. Siegfried Bastheim und seine Tochter Marianne wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet.
Verwendete Dokumente und Literatur
Bundesarchiv Gedenkbuch
Joods Monument
Hans Peter Klein zu Paul Werner Bastheim
Danuta Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939 – 1945, 1989