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Abraham Baruch

geboren am 9. April 1875 in Bellingwolde, Provinz Groningen, Niederlande
ermordet am 14. März 1943 in der deutschen Mordstätte Sobibor

Familie

Ehefrau: Bertha Baruch, geborene Jacobsohn geboren am 8. Mai 1871 in Northeim, Niedersachsen, Deutschland ermordet am 14. März 1943 in der Mordstätte Sobibor Tochter: Johanne Baruch geboren am 12. Februar 1902 inOldenburg, Niedersachsen, Deutschland geflüchtet 1927 nach England verstorben 1986 in Leiden, Niederlande Tochter: Hella Baruch geboren am 9. Mai 1903 in Göttingen, Niedersachsen, Deutschland ermordet am 9. April 1943 in der Mordstätte Sobibor Sohn: Siegfried Baruch geboren am 17. Februar 1905 in Göttingen, Niedersachsen, Deutschland verstorben 1995 in Bergen aan Zee, Niederlande Tochter: Martha Baruch geboren am 9. Dezember 1907 in Göttingen, Niedersachsen, Deutschland flüchtete in den 1930er Jahren in die USA verstorben 1959 in New York, USA Sohn: Kurt Baruch geboren am 1. August 1913 in Göttingen, Niedersachsen, Deutschland verstorben 2001 in Den Haag, Niederlande

Lebensdaten

1875 Geburt in Bellingwolde, Niederlande 1901 Heirat mit Berta Jacobsohn 1902 Geburt der Tochter Johanne 1902 Umzug nach Göttingen 1903 Geburt der Tochter Hella 1905 Geburt des Sohnes Siegfried 1907 Geburt der Tochter Martha 1913 Geburt des Sohnes Kurt 1927 Übergabe des Geschäfts an Sohn Siegfried 1931 Flucht der Tochter Johanne nach England 1931 Übergabe des Geschäfts an Tochter Martha 1933 Überfall auf das Geschäft und weitere Übergriffe 1933 Flucht zurück in die Niederlande 1933 Ausweisung des ältesten Sohnes Siegfried in die Niederlande 1933 Flucht des jüngsten Sohnes Kurt in die Niederlande 1938 Flucht der jüngsten Tochter Martha in die USA 1943 Verhaftung von Abraham und seiner Frau 1943 Deportation und Ermordung der Schwägerin Amanda und deren Tochter 1943 Deportation und Ermordung 1943 Ermordung der Tochter Hella
Porträtfoto
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Bertha und Abraham Baruch


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Hella Baruch


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Biografie

Abraham Baruch wurde 1875 in Bellingwolde in Holland als Sohn von Johanna Sophia und Henoch Ignatz Baruch geboren. Er hatte acht Geschwister, von denen sieben in den Mordlagern Auschwitz oder Sobibor ermordet wurden.


1901 heiratete er Bertha, geborene Jacobsohn, in Northeim. Im Jahr darauf zogen sie zusammen mit ihrer Erstgeborenen Johanne, nach Göttingen. Die jüdische Gemeinde in Göttingen bestand zu dieser Zeit aus 400 Mitglieder. Abraham Baruch betrieb dort entsprechend der Familientradition eine koschere Schlachterei, die sich, wie auch die Wohnung der Familie, ab 1913 in der Düstere Straße 10/11 in der Göttinger Innenstadt befand. Im Geschäft halfen auch seine Frau Bertha und später auch die Kinder mit, auch waren ein, zwei Lehrlinge beschäftigt. Die Familie hatte ihr Auskommen, Ende der 20er Jahre hatten sie sogar eine Kutsche für Ausfahrten. Die Baruchs verstanden sich als assimiliert, als Deutsche, politisch links orientiert. Die jüdische Religion bedeutete ihnen wenig. Da sich Abraham im Schlachthof häufig anti-jüdischen Beschimpfungen ausgesetzt sah, änderte er 1922 seinen Vornamen in Adolf. Wegen finanzieller Probleme ging 1927 das Geschäft offiziell an den ältesten Sohn Siegfried und im Jahr 1932 weiter an die Tochter Martha über.


Am 5. März 1933, dem Tag der letzten Reichstagswahl, wurden, wie bei den meisten anderen jüdischen Geschäften in Göttingen auch, die Fenster der Fleischerei eingeschlagen. Abraham Baruch, der die niederländische Staatsbürgerschaft besaß, schrieb daraufhin an das niederländische Konsulat. Dieses bat die Polizeistelle in Göttingen um eine Stellungnahme zu den Vorfällen. In diesem Schreiben hieß es, dass die Vorfälle auf die politische Einstellung der Familie Baruch zurückzuführen seien. Abraham Baruch sei Kommunist und sein Sohn Kurt habe eine führende Rolle in der KPD. Daher habe er das Geschehene sich selbst zuzuschreiben. Nach einem weiteren Anschlag auf das Geschäft, der sich Ende März ereignete, ging ein Schreiben des niederländischen Konsulats an den Regierungspräsidenten, mit der Forderung, die Schlachterei vor weiteren Anschlägen zu schützen.




Flucht in die Niederlande und Deportation

Nach weiteren antisemitischen Aktionen gegen die Familie im Jahre 1933 verließ die Familie Deutschland im Oktober desselben Jahres und ging in die Niederlande, der Vater und auch die Kinder hatten die niederländische Staatsbürgerschaft. Sie lebten dort in Twello, in der Nähe von Deventer. Abraham fand Arbeit in einer Schlachterei, die er bis zu seiner Pensionierung 1937 behielt. Später zog auch Berta Baruchs Schwester Amanda zu ihnen. Mit der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht änderte sich die Lebenssituation für die Familie. Nach und nach waren sie mit der Ausgrenzung, Entrechtung, Beraubung und Verfolgung konfrontiert.


Im Frühjahr 1943 wurden Abraham und Berta Baruch verhaftet. Für einen Monat waren sie im Konzentrationslager Herzogenbusch in Vught inhaftiert. Von dort wurden sie nach Westerbork verschleppt. Das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ diente als Konzentrationslager in Vorbereitung der Deportationen v.a. der jüdischen Flüchtlinge und niederländischen Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager. Von hier wurden zwischen 1942 und 1944 insgesamt 107.000 Menschen in den Osten verschleppt - 19 Transporte mit über 34.000 Menschen verließen Westerbork mit dem Ziel Sobibor. Am 11. Mai 1943 mussten Abraham und Berta Baruch im 11. Transport zusammen mit 1443 Jüdinnen und Juden die Fahrt nach Sobibor antreten. Die Fahrt in den Viehwaggons dauerte drei Tage. Berta und Abraham Baruch wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft, am 14. Mai 1943, im deutschen Todeslager Sobibor ermordet.


Bertas Schwester Amanda war bereits einige Tage zuvor deportiert worden. Auch sie starb in Sobibor, am 30. April 1943.




Die Kinder der Familie

Johanne Baruch war die älteste Baruch-Tochter, sie wurde am 12. Februar 1902 in Oldenburg geboren. Sie verließ Göttingen 1926 in Richtung Hannover und emigrierte später nach England. Sie heiratete dort Heinz Weinberg. 1946 zog sie zusammen mit ihrer Tochter in die Niederlande. Johanne Baruch starb am 10. Oktober 1986 in Leiden.


Die zweite Tochter der Baruchs, Hella zog 1927 nach Berlin, verließ später ebenfalls Deutschland und emigrierte in die Niederlande. Sie lebte dort in Amsterdam und war Verkäuferin in einem Lederwarengeschäft. Hella Baruch wurde bei einer Razzia verhaftet und in das Polizeiliche Durchgangslager Westerbork gebracht. Am 6. April 1943 wurde sie mit weiteren 2019 Menschen mit dem 6. Transport aus dem Lager Westerbork in das deutsche Mordlagers Sobibor deportiert. Hella Baruch wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet.


Siegfried „Friedl“ Baruch wurde am 17. Februar 1905 in Göttingen geboren. Er studierte Wirtschaft in Göttingen und Hamburg und trat 1929 der KPD bei. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde er als „lästiger Ausländer“ 1933 in die Niederlande ausgewiesen. Auch dort war er aktives Mitglied Kommunistischen Partei. Während der Besatzungszeit war er eines der führenden Mitglieder der Partei, arbeitete im Untergrund und überlebte dort die Besatzungszeit. Auch in der Nachkriegszeit war er weiter politisch tätig. Friedl Baruch starb am 3. November 1995 in Bergen aan Zee.


Martha Baruch wurde am 9. Oktober 1907 in Göttingen geboren. Sie war Buchhändlerin und wohnte 1927 in Hamburg und Berlin. 1933 zog sie nach München, heiratete 1934 einen Arzt in Wien und emigrierte Ende der 30er Jahre nach New York. Dort starb sie im April 1959.


Kurt Baruch wurde am 1. August 1913 in Göttingen geboren. Er lernte Tischler und verließ Göttingen am 13. Mai 1933 in Richtung Niederlande. 1938 heiratete er Annaliese Baruch, seine Cousine. Da er die niederländische Staatsbürgerschaft besaß, konnte er seine Cousine und deren Mutter in die Niederlande holen. Beide waren im Widerstand aktiv, seine Frau wurde in der Zeit im Untergrund schwanger, hatte aber eine Fehlgeburt. Annaliese wurde entdeckt und von Rotterdam aus nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde. Ihr Todesdatum ist mit dem 30. September 1944 angegeben. Kurt Baruch überlebte die Zeit der Besatzung, ließ sich später in Den Haag nieder, heiratete erneut und wurde Bildhauer. Menschen, die seine erste Frau Annaliese kannten, sagten, dass all seine Skulpturen an sie erinnerten. Kurt Baruch starb im Dezember 2001.




Verwendete Dokumente und Literatur

Website des Archivs ITS Arolsen

Website Gedenkbuch des Bundesarchivs

Website Joods Monument 

Geschichtswerkstatt Göttingen – Die Baruchs 1875-1946, Die jüdischen Bürger im Kreis Göttingen, 1933-1945, Uta Schäfer Richter, 1992

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